<< zurück | Post ID # 12373 | 19.02.2024

Lüneburg: 5 Jahre OMAS GEGEN RECHTS

5 Jahre Omas gegen Rechts in Lüneburg – wir sind Teil der Brandmauer

Pressemitteilung 16.02.2024

Seit Januar 2019 – also seit 5 Jahren – treffen sich die Omas gegen Rechts in Lüneburg, zuerst lange im Mosaique, seit einiger Zeit in der VHS in der Haagestraße, verlässlich jeden 3. Mittwoch im Monat um 19 Uhr.

5 Jahre Omas gegen Rechts in Lüneburg, zu Beginn dachten wir, mit der Klimakrise und Leugnern des Klimawandels und der immer stärker werdenden AfD wären wir auf dem Höhepunkt der Krisen angekommen. Wir haben uns keine Vorstellung gemacht, was auf uns wartet.

Wir stehen ein für

  • eine demokratische, rechtstaatlich organisierte, freie Gesellschaft
  • den Respekt und die Achtung gegenüber anderen Mitbürgerinnen und Mitbürgern – unabhängig von Religion und Herkunft
  • die Rechte der vor Krieg und Not geflüchteten Menschen
  • soziale Standards, die bereits von unseren Eltern und Großeltern erkämpft wurde.

Und damit sind wir schon bei den Themen der letzten 5 Jahre: bei einer Vielzahl von Aktionen rund um die Europawahl 2019, wir nehmen an den großen „Unteilbar“- Demos und Hamburg und Dresden teil und schon im Februar an der „Fridays for Future“-Demo in Lüneburg. Wir haben den Eindruck, unsere Politikerinnen und Politiker, unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger nehmen das Thema „Klimawandel“ nicht ernst oder verleugnen es gleich ganz. Ende 2023 schreiben wir einen Brief an unsere regionalen politisch Verantwortlichen: Ihr nehmt Eure Verantwortung nicht ernst! Ihr seid zu langsam und zögerlich!

2019 dann Beteiligung an dem Antikriegstag, Demos vor Veranstaltungen der AfD (wie in Braunschweig und anderswo) und der Auseinandersetzung mit dem großen Thema „Völkische Siedler“ in unseren Landkreisen (Lüneburg, Uelzen, Celle). Überall treffen wir Omas gegen Rechts aus ganz Niedersachsen und wir werden immer mehr!

Und dann 2020: Corona. Durch die Schließungen von Räumen und Erkrankungen wurde der Kontakt zueinander spärlicher, blieb aber stabil und so konnten wir nach Corona mit der Idee, das Schlimmste überstanden zu haben, wieder anknüpfen. Welch ein Irrtum.

2021 ist in Niedersachsen Kommunalwahl, erklärtes Ziel ist: Demokrat*innen wählen demokratische Parteien, denn in der AfD sind nicht nur Rechte, sondern auch lupenreine Faschisten.

Der unglaublich überstürzte und unkoordinierte Abzug aus Afghanistan, später dann die Ermordung von Masha Amini im Iran. Wir erleben: die Verachtung von Andersdenken, von Frauen, Femizide und bei uns dröhnendes Schweigen darüber: noch immer sind nicht alle Ortskräfte in Deutschland (2024). Wir schreiben an Heiko Maas (wie viele andere OMA-Gruppen in Deutschland) und hatten keinen Erfolg. Der Terror geht weiter.

Wir gehen wählen und haben ein gutes Gedächtnis. Wir haben nicht mehr so viel Zeit, uns mit Verschlafenheit und Ignoranz abzuärgern.

Wir traten dem Bündnis „Demokratische Lüneburg“ bei, weil wir der Meinung waren, keine Maske tragen zu wollen, ist kein Grund mit Nazis herumzulaufen. Und wer findet, dass wir in einer Diktatur leben, sollte mal wenigstens seinen Urlaub in Russland, Afghanistan oder Nord-Korea verbringen.

Völlig schockiert müssen wir den Überfall Russlands auf die Ukraine mitansehen. Über 1 Mio Menschen flüchten nach Deutschland, in allen Dörfern und Städten werden überwiegend Frauen und Kinder untergebracht. Viele von uns beteiligen sich ehrenamtlich: Unterbringung, Kita- und Schulbesuch organisieren, Anmeldungen bei den Ausländerbehörden. Die Bürokratie nahm kein Ende und der Terror Russlands bis heute nicht. Niemand von uns hätte gedacht, dass das Thema „Waffen“ uns wieder beschäftigen wird.

Seit 2022 beteiligen wir uns an den „Lüneburger Wochen gegen Rassismus“ mit einem Workshop über Rassismus in Kinderbüchern. Dabei geht es nicht nur um das Thema, ob bestimmte Begriffe in Kinderbüchern ersetzt werden sollten oder nicht. Vor allem geht es darum, sensibler zu werden für die oft nicht so offensichtliche abwertende und diskriminierende Darstellungen von Schwarzen oder Menschen mit Migrationsgeschichte.

Der Stand auf der „Wandelwoche“ wird rege besucht und die „rassistischen Sprüche“ werden häufiger mit „das hätte ich nicht gedacht“ kommentiert.

Zur Landtagwahl laden wir alle Landtagskandidat*innen (ohne AfD) ein: alle überzeugen durch eine demokratische Haltung und Unvereinbarkeitsbeschlüsse zur AfD: „eine demokratische gewählte Partei ist nicht automatisch demokratisch“ und das heißt: keine Zusammenarbeit, keine Absprachen.

Wir freuen uns.

Wir beteiligen uns an der bundesweiten Aktion „Eine Karte an den Botschafter“: Unter der Überschrift: „Frauen – Leben – Freiheit“ schicken wir eine Locke mit der Botschaft: Ich bin solidarisch mit meinen Schwestern im Iran an den iranischen Botschafter in Berlin.

2023 dann viele Demos in Uelzen, Lüneburg, Magdeburg, Celle, Eschede.

Wir diskutieren, was wir tun können: Vernetzung mit anderen Gruppen im Landkreis und das große Thema Bildung und wir werden aktiver als bisher und werden die „Schulen mit Courage – Schulen gegen Rassismus“ in Stadt und Landkreis aktiv unterstützen.

Aber die Umfragewerte der AfD nehmen zu, in Wittorf brennt die geplante Unterkunft für Geflüchtete. Wir zeigen Gesicht.

Der terroristische Überfall der Hamas auf Israel und die Entführung von Geiseln im Oktober 2023 macht uns wieder deutlich: es brennt an allen Ecken und Enden, der Antisemitismus bei uns nimmt zu, Holocaustleugner bekommen wieder mehr Zulauf. Wir verurteilen Terror und Gewalt von allen Seiten und sind besorgt über die Vertreibung der Palästinenser durch Israel. Bisher haben alle diplomatischen Bemühungen keine Erfolge gezeigt. Es gibt kein“ entweder – oder“, sondern nur ein „sowohl als auch“. Das Völkerrecht ist unantastbar.

Dann 2024 die Veröffentlichung des Treffens der Rechten in Potsdam, für uns Unvorstellbares wird dort locker diskutiert „Re-Migration“ – in der Nazizeit hieß es „Deportation“ von allen Andersdenkenden und Andersaussehenden als sie selbst – nun wacht die bürgerliche Mitte augenscheinlich auf. In ganz Deutschland sind große Demonstrationen, nicht nur in den Großstädten, auch den Mittelstädten, in Lüneburg nehmen mehr als 10 000 Menschen teil. Dann Dahlenburg, Gellersen, Neuhaus, Winsen, Bienenbüttel, Bad Bevensen, auch die kleinen Orte zeigen Gesicht.

Aufgrund unserer Erfahrungen in Familie, Beruf und ehrenamtlichen Engagement wollen und können wir einen wichtigen Beitrag leisten unsere Demokratie zu stärken und zu schützen.

Gemeinsam mit unseren Eltern haben wir nach der Nazizeit viel erkämpft und das werden wir nicht leichtfertig aus der Hand geben.

Alerta, alerta: Wir passen auf.

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Martin Niemöller

OMAS GEGEN RECHTS Lüneburg
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