Rotenburg: Auftaktdemo der OMAS GEGEN RECHTS
Auftaktdemo der OMAS GEGEN RECHTS Rotenburg am vergangenen Sonntag (24.03.24)
Am Sonntag zogen über dreißig entschlossene, singende OMAS durch die Fußgängerzone vom Neuen Markt zum Kundgebungsplatz Pferdemarkt. Den Zug begleiteten trotz Regen und Kälte etwa 400 Menschen, darunter auch OMAS aus den angrenzenden Landkreisen. Die Veranstaltung wurde auf dem Pferdemarkt von dem Sänger und Gitarristen Torsten Finner begleitet, der gleich zu Beginn darauf hinwies, dass wir nicht GEGEN, sondern FÜR etwas eintreten. Das Banner der OMAS lautete dementsprechend: Für Demokratie und Menschenrechte. Thea Ohle moderierte die Kundgebung und dankte allen Helfern und Unterstützern; der OMA-Chor sang kraftvoll zwischen den Redebeiträgen. Die Gymnasiastinnen Nike Heitmann und Josefine Müller aus Sottrum, die in der vergangenen Woche für ihre Recherche im Rahmen einer Schul-Projektarbeit über das Leben der jüdischen Familie Moses den Otto Wels Preis für Demokratie in Berlin verliehen bekommen haben, vertraten mit ihrem Beitrag die junge Generation. Sie wiesen darauf hin, dass die AFD in Sachsen fordere, das Programm, Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage, zu beenden. Sie forderten: Wir müssen die Brandmauer sein! Die heutige Demonstration zeige wieder einmal, dass wir gemeinsam wirksam werden können und uns aber auch im Alltag mit Zivilcourage gegen Rassismus positionieren müssen.
Für das jüdische Museum Cohn Scheune verlas Friedhelm Horn die Rede von Almuth Quehl, die kurzfristig erkrankt war. Sie brachte in dem Brief ihre Betroffenheit darüber zum Ausdruck, dass vor 1933 wie auch heute die Aufmärsche und Gewalt von RECHTS als „Nur Getöse“ abgetan würden. Mit Erschrecken nähme sie zur Kenntnis, dass wir hier und heute dieselbe Ausgrenzung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus erleben, wie es ihre Großeltern schon erlebt hätten. Sie erinnerte daran, dass wir bereits 100 rechtsextreme, verfassungsfeindliche Mitarbeiter im Deutschen Bundestag haben, und sie schloss ihren Brief mit der Frage ab: Wollen wir uns später fragen lassen: Warum habt Ihr nichts dagegen unternommen?
Dr. med. Christoph Dembowski trat als Vorstandsmitglied der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhinderung eines Atomkrieges auf. 1985 erhielt diese weltweite Organisation den Friedensnobelpreis. Sie bezeichnen sich auch als Ärzte in sozialer Verantwortung und dafür stehe er heute hier. Er stelle sich die Frage wie der Rechtsrutsch hier möglich geworden sei und berichtete von einer Auschwitz und Bergen-Belsen Überlebenden Emilia Kareba aus der Ukraine, der er 2017 in Rotenburg persönlich begegnet sei. Unvergessen sei ihm ein Gedanke dieser starken Persönlichkeit: Der Mensch habe zwei Fehler: Dummheit und Gier. Was für eine Dummheit stecke hinter der Schlussstrichmentalität der Rechtsextremen. Die Erinnerung an unsere monströse nationalsozialistische Vergangenheit sei überlebenswichtig, damit das Monster der Inhumanität nicht erneut zum Sprung ansetzen könne. Ausgrenzung und Abschottung erzeuge eine empathielose Gesellschaft, die wir alle nicht wollten. Welche Gier treibe uns um, so dass die Kluft zwischen Arm und Reich, die die Menschen den Rechtsextremen in die Arme treibe, immer größer werde. Warum, so frage er sich, gelänge uns kein angemessener Ausgleich? Die jetzigen gewaltigen gesellschaftlichen Herausforderungen könne man nur zusammen bestehen. Er schloss ab mit den Sätzen: Wir stehen hier zusammen gegen Hass und Gewalt, zusammen für soziale Gerechtigkeit, zusammen für den lebenserhaltenden Klimaschutz, zusammen gegen Kriegslogik und Militarisierung in unserer Gesellschaft.
Frau Ulrich berichtete als Geschäftsführerin der Rotenburger Werde d. Inneren Mission eindrücklich über die jüngsten, schrecklichen Ereignisse in den sozialen Medien nach der Veröffentlichung eines Instagram Videos nach der Demo im Januar. Zehntausende menschenverachtende Kommentare nach der Veröffentlichung dieses Videos habe sie schockiert. Der Shitstorm gegen Menschen mit Behinderung habe sie sprach- und fassungslos gemacht. Bewohner der Rotenburger Werke erleben hier auf den Straßen in Rotenburg Sätze wie: Früher habe man Menschen wie sie vergast. Wir müssen alle dagegen laut werden. Solche Sätze möchte sie in dieser Stadt nicht mehr hören. Wir brauchen eine Courage im Alltag. Sie sei stolz auf die Vielfalt und den Reichtum, den sie im Umgang mit behinderten Menschen erfahren dürfe.
Meike Hülsemann sprach als letzte Rednerin für die OMAS GEGEN RECHTS und erinnerte an die während der NS Herrschaft durch Unterernährung umgekommenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen der Kinderverwahranstalt in Riekenbostel, für die jüngst eine Gedenktafel auf dem dortigen Friedhof errichtet worden sei. Mit einer stillen Gedenkminute endete die erste Demo der Rotenburger OMAS GEGEN RECHTS.
Irmela Stracke für die
OMAS GEGEN RECHTS Rotenburg (Wümme)
Kontakt: omasgegenrechts-row@gmx.net