<< zurück | Post ID # 16175 | 12.08.2024

Hamburg-West: Bericht zu Erfurt

Der folgende persönliche Bericht zum Kongress in Erfurt erreichte uns von Hilde aus Hamburg-West  – vielen Dank!

OMA Kongress in Erfurt- von drei auf 30.000 in 6 Jahren

2018 hatten drei Frauen, Anna, Dörte und Gerda eine Idee. Gut: Die Idee hatte Monika Salzer aus Österreich und diese drei Frauen haben sie übernommen und die OMAS GEGEN RECHTS in Deutschland gegründet.

6,5 Jahre später gibt es in Deutschland rund 30.000 OMAS. Sie sind laut TAZ zur größten Frauenbewegung in Deutschland angewachsen.

Unter dem Motto “Demokratie gemeinsam schützen– JETZT” kamen vom 2.- 4.8. 300 OMAS zu einem Bundeskongress in Erfurt zusammen. Angereist waren sie aus Großstädten und Dörfern von Ostfriesland bis zum Bodensee, von Aachen bis Döbeln. Eine von ihnen war ich, eine OMA aus Hamburg West, seit 3 Jahren dabei und ganz sicher ist dieser Bericht individuell eingefärbt.

Meine Kurzbeschreibung des Kongresses: Einfach Mega.

Schon die Grußworte machten deutlich, welche Bedeutung den OMAS GEGEN RECHTS zugesprochen wird. Frau Pommer, die Landtagspräsidentin aus Thüringen, bezeichnet es als Ehre den Bundeskongress der OMAS im Landtag zu haben. Die Erfurter Bürgermeisterin, Frau Hofmann-Domke hob besonders das Engagement der OMAS für die Erinnerungskultur hervor. Frau Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayerin, warnte in ihrer Videobotschaft: Keine Bedrohung ist größer als die, die von den Rechtsextremen ausgeht. Ministerpräsident Ramelow sagte in seiner Videobotschaft er sei angerührt gewesen,, als er das erste Mal die OMAS GEGEN RECHTS auch in Erfurt angetroffen hat.

Das Impulsreferat für den Kongress hielt Prof. Zick. Viele OMAS und viele Norddeutsche kennen den Konfliktforscher und Sozialpsychologen vom Roten Sofa. Dort hat er kürzlich auch Teile der Mitte-Studie vorgestellt: www.fes.de/referat-demokratie-gesellschaft-und-innovation/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie

Die Bindung der Mitte der Gesellschaft an die Demokratie nehme ab und deshalb sei es so wichtig, Demokratie zu verteidigen, mit Leben zu erfüllen. Drei Wünsche hatte er – nicht nur- an die OMAS: Erinnerungskultur erhalten und stärken, Missachtungen (der Würde des Menschen) ernst nehmen und Hoffnung machen.

Bei der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion (Frau Heinze; Demokratie- und Parteienforschung, Frau Taschke; Rosa-Luxemburg-Stiftung, Herr Wrasse; Initiative Weltoffenes Thüringen, Herr Salheiser (Leiter des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft), Herr Dörre (Betriebs- und Arbeitssoziologe) waren die Brandmauer, das AFD –Verbot, die Ursachen für die Rechtsentwicklung- Themen. Keine einfachen Antworten, viel Stoff zum Nachdenken.

In 14 Workshops hatten wir dann 2,5 Stunden Zeit ein Thema zu vertiefen. Die Themenvielfalt war eindrucksvoll und reichte von “unsichtbarem Theater” über „Klimakrise gefährdet die Demokratie“ bis “Integrative Entscheidungsprozesse zu TikTok” und “Ideologien der Ungleichwertigkeit”. Soviel Wissen, soviel Kompetenz bei den Referent*innen, bei den OMAS und so viele Impulse zum Nachdenken und zum Weiterarbeiten.

Wenn OMAS zusammenkommen, geht es auf die Straße.

So auch in Erfurt. Mit vielen Transparenten, viel Zulauf von jungen Menschen aus Erfurt, sehr viel Spaß und fast zu viel Sonne war eine Demonstration durch Erfurt Teil des Kongress-Programms. Widerstand statt Ruhestand, diese OMAS braucht das Land war ein beliebter Demo-Spruch. Wir waren bunt, wir waren laut, haben viel gesungen und tolle Reden gehört. Kleine Kritik von mir: Um als „OMAS GEGEN RECHTS“ noch besser erkennbar zu sein, hätte ich mir ein Meer aus OMA- Schildern gewünscht. Bei Demonstrationen in Hamburg und drum rum mache ich immer wieder die Erfahrung wie wichtig diese Schilder sind, um erkannt zu werden.

Am Eröffnungsabend hat uns die Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss zum Gedenkort „Schattenwurf“ geführt. Hier wird an die Opfer des NSU erinnert und ihnen wird eine Stimme gegeben. Katharina hat uns eindrücklich an das Versagen staatlicher Organe, insbesondere des Verfassungsschutzes, bei der Aufdeckung der Morde erinnert. Mich hat sehr berührt, dass der Bruder von Süleyman Taşköprü diesen Gedenkort als den Ort begreift, an dem er über den Mord an seinem Bruder trauern und weinen kann.

Das Wichtigste an so einem Kongress sind selbstverständlich die Pausen, der Austausch mit Anderen.

Bei vielen Themen – wie integrieren wir die neuen OMAS, wie führen wir Gespräche mit Menschen aus der Mitte, die sich nach Rechts bewegen, welche Inhalte müssen wir bespielen ohne uns zu zerfleddern – dachte ich vorher: Das beschäftigt uns nur in Hamburg. Jetzt habe ich gelernt, das beschäftigt viele OMA-Gruppen und wir können sehr voneinander lernen.

Last, but not least: Wir haben auch gemeinsam getrunken, gefeiert, getanzt, gelacht – bei so vielen tollen Frauen ist das unvermeidbar. Und die Arbeit der Vorbereitungsgruppe aus Erfurt wurde ebenso wie die Idee eines weiteren Kongresses mit standing ovations gefeiert. Ich habe mir viele Ideen, Anregungen für meine Arbeit notiert. Mal schauen, was sich davon umsetzen lässt. Alerta, alterta – wir OMAS sind härter.

Hilde

OMAS GEGEN RECHTS Hamburg-West
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