<< zurück | Post ID # 20559 | 17.12.2024

# OMAs Advent 2024 – Türchen 17: Schindler, Roßner und wir

Ein Blick in die Geschichte schärft den Blick auf die Gegenwart.

Darum ist uns OMAS die Erinnungskultur so wichtig. Es darf nicht in Vergessenheit geraten, dass das “Undenkbare” schon einmal geschehen ist – und vor allem auch: wie leicht es war, dass es geschehen konnte.

Denn Ähnliches passiert gerade – wie wir alle wissen – wieder in unserer Gesellschaft. Niemand kann sagen, er oder sie wisse von nichts. Es “schleicht” sich auch schon lange nicht mehr einfach ein, es ist bereits da.

Ein Beispiel: Als wir am Flughafen standen, um afghanische Ortskräfte in Empfang zu nehmen, wurden wir unerwartet mit unüberwindbaren bürokratischen Hürden konfrontiert. Wir sollten eigentlich mehrere Personen abholen, bekamen aber nur einen mit. Das fühlte sich an wie “Schindlers Liste live” und hat sich in unser Gedächtnis und unsere Gefühlswelt eingebrannt.

Oskar Schindler hat mit besagter “Schindlers Liste” eine hohe Bekanntheit erreicht, aber es gab mehr Menschen wie ihn, die es weiterhin zu ehren gilt.

Natürlich sind alle Biographien, auch und gerade die von herausragenden Persönlichkeiten, alles andere als “gradlinig”. In der heutigen “Cancel-Culture” (damit meinen wir hier das Stigmatisieren von Personen aufgrund punktuellen Fehlverhaltens) würde es bestimmt viele Stimmen geben, die auch die negativen Seiten ihres Tuns betonen würden. Denn: Warum haben sie alle es überhaupt soweit kommen lassen?

Doch genau an diesem Punkt sollten wir alle mal die Augen aufmachen: Wenn wir uns anschauen, was gerade jetzt um uns herum gerade passiert, können wir selbst sehen, wie es “soweit kommen kann”, also wie eine Gesellschaft immer weiter “nach rechts”” abdriftet und sich immer mehr radikalisiert. Und wir können sehen, wie machtlos wir vielem gegenüberstehen, wenn sich nicht alle gemeinsam für die Demokratie und Menschenwürde einsetzen.

Zurück zu denen, die wir ehren sollten – einer von ihnen hätte heute Geburtstag:

Am 17. Dezember 1906 wurde 1906 Alfred Roßner geboren, der später als “Schindler des Vogtlands” bekannt wurde.

Das Vogtland liegt zwischen Bayern, Sachsen und Thüringen, an der Grenze zu Tschechien.

Während des Zweiten Weltkriegs übernahm Alfred Roßner als Treuhänder einen enteigneten jüdischen Textilbetrieb eines Bekannten in der Stadt Bedzin (Bendzin) im damals besetzten Polen. Die größtenteils jüdischen Mitarbeiter leisteten kriegswichtige Arbeit, denn sie schneiderten Uniformen. Dadurch konnte Roßner sie und ihre Familien mit besonderen Ausweisen vor Deportation und Vernichtung schützen. Als das Ghetto Bendzin aufgelöst wurde, organisierte er Fluchtmöglichkeiten.

Sein freundschaftliches Verhältnis zu den Juden wurde bald bekannt und führte dazu, dass die Gestapo ihn unter dem Vorwand der Unterschlagung verhaftete. Im Dezember 1943 starb Roßner nach Misshandlungen in der Haft. Wie viele Menschen er rettete, ist unklar. Sein Schicksal geriet in Vergessenheit und erst 1995 wurde er durch das Engagement der Holocaust-Überlebenden in Israel als “Gerechter unter den Völkern” geehrt.

Seine Geschichte ist auch in einem Buch beschrieben:

Hannah Miska hat 7 Jahre im Holocaust-Museum in Melbourne / Australien gearbeitet und viele Holocaust-Überlebende interviewed. Sie war bestrebt, die Erinnerungen dieser Zeitzeugen festzuhalten, so auch in ihrem Buch “So weit wie möglich weg von hier: Von Europa nach Melbourne – Holocaust-Überlebende erzählen

Es ist bedenklich, dass der Buchtitel “So weit wie möglich weg von hier” so vielen von uns gerade ganz aktuell erscheint. Hand aufs Herz: in wie vielen Gesprächen habt Ihr Euch nicht auch schon darüber unterhalten, wohin man denn ausreisen könnte, wenn die Rechtsextremen noch weiteren Zulauf erhalten?

Aber wir können realistisch gesehen gar nicht alle weglaufen. Wir sind hier, wir bleiben hier und wir bleiben LAUT GEGEN RECHTS.

Sandra für das WebTeam
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