<< zurück | Post ID # 21201 | 04.01.2025

Höxter: Rede “Demokratie ganz praktisch”

Wir dürfen hier die Rede von Dorothea veröffentlichen, die sie auf dem Marktpatz in Höxter gehalten hat (nordöstliches NRW, 70 Kilometer “neben Hannover”). 

Vielen Dank vor allem auch dafür, dass sie diese Rede noch einmal für unseren omapodcast.de aufgesprochen hat. Daher könnt Ihr diesen Beitrag auch > hier hören.

Diese beachtliche Rede macht Mut und rückt die oftmals so “groß und unfassbar” erscheinenden Probleme und Aufgaben unserer Demokratie wieder in ganz praktische Nähe.

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Mein Name ist Dorothea und seit 1977 ist mein Lebensmittelpunkt hier in Höxter.

Hier habe ich meine 4 Kinder großgezogen und damit beginnt meine Rede heute zu dieser Kundgebung hier.

Meine älteste Tochter leitet die Redaktion einer Tageszeitung und ich kenne ihre Art der sorgfältigen Recherche, des Ringens um die richtige Wort- und Bildauswahl, um eine Nachricht zu veröffentlichen und es wäre mir unerträglich, wenn ihre Arbeit mit „Lügenpresse“ tituliert würde!!!

Mein Sohn arbeitet als Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft NGG und ich kenne seine engagierte Arbeit um gute Arbeitsbedingungen, angepasste Arbeitszeiten und gerechte Entlohnung, und es ist mir unerträglich zu sehen, was zurzeit in den Gewerkschaften passiert! Ich zitiere nach Politikberater und Buchautor Johannes Hillje: Arbeiter definieren sich traditionell nicht nach ihrer Herkunft, sondern über ihre Tätigkeit. Es ging ihnen (den Gewerkschaften) immer um den Kampf unten gegen oben, Arbeitnehmer gegen Kapitalisten. NUN propagieren rechtspopulistische Gewerkschaftler, die offen AfD-Mitglieder sind, einen Kampf „unten gegen unten, deutsche gegen ausländische Arbeiter“!! Welche Perversion!

Meine zweite Tochter arbeitet an einem Fernlehrinstitut, an dem Menschen individuell unterstützt werden, sich in vielen Bereichen weiterzubilden, sich immer wieder auf neue Anforderungen in der Arbeitswelt einzustellen, kreativ tätig zu sein, über spezielle online-Bildungswege Schulabschlüsse zu erwerben. Ich kenne ihre Art, sich engagiert um jeden einzelnen Lernenden zu bemühen und es ist mir unerträglich, mir vorzustellen, wie sich der gegenwärtige Trend – ich zitiere aus dem AfD-Programm: “Wir fordern die Abkehr von geschwätziger Kompetenzorientierung und die Rückkehr zur Vermittlung des Fachwissens als zentrales Anliegen der Schule, dort heißt es auch: „Die Bildungsstandards in allen Schulformen müssen sich an dem jeweils höchsten Niveau in Deutschland ausrichten“, was dieser Trend für ihre Arbeit bedeuten könnte. Das klingt für mich überhaupt nicht nach einem integrativen, fördernden Bildungsverständnis!

Meine jüngste Tochter ist Kostümschneiderin am Schauspielhaus in Bochum, das bekannt ist für seine großartigen, innovativen, mutigen Inszenierungen und es ist mir unerträglich, mir vorzustellen, wie ihre Arbeit, wie die Kunst- und Theaterwelt mit ihren multikulturellen Ensembles unter dem gegenwärtigen Trend leiden würde!

ABER: ich will in diesem Gefühl des Unerträglichen nicht verharren.

Ich will denen, die permanent hässliche Gefühle bewirtschaften, die die Angst füttern, respektlos argumentieren, sich hervortun mit Hass und Hetze, die Lügen und Fakenews im Netz verbreiten, die spalten in ein Innen und ein Außen, jede Einladung abschlagen!

Ich zitiere Jürgen Wiebicke, den Journalisten und Philosophen von WDR 5, aus seinem Buch „10 Ratschläge für Demokratie-Retter“:

„Die neue Rechte ist schlau, (habe ich behauptet.) Das heißt noch lange nicht, dass sie klug ist. Was sie an Vorschlägen zur Gestaltung unserer Gesellschaft vorzuweisen hat, ist denkbar wenig. Über das geistige Niveau eines Wutbürgertums ist sie bislang nicht hinausgekommen. Deshalb stimmt es zwar, dass man sich mit ihren Aktionsformen auseinandersetzen sollte, mit ihrer Taktik der Dauer-Provokation, die den Gegner zu Fehlern verleiten soll. Aber ein Grund zu Ehrfurcht oder gar Angst ist das nicht.

„Was habt ihr denn zu bieten?“ könnte eine gute Frage einer selbstbewussten Auseinandersetzung mit ihnen sein.

Und dann könnten wir ihre Aussagen an ihrem Parteiprogramm überprüfen, um dann zu sehe, dass diese oft locker-flockigen Ansagen ÜBERHAUPT NICHT mit dem übereinstimmen, was sie laut eigenem Programm wirklich vorhaben!

Und selbstbewusst können wir allemal sein, haben wir doch 75 Jahre Demokratie, mit ihren starken Säulen des Grundgesetzes, auf denen Freiheit, Recht, Selbstbestimmung ruhen, bereits gelebt.

Ich bin genauso alt wie das Grundgesetz und mein Leben war fernab von Krieg, Unterdrückung, Ausgrenzung, Beschränkung meiner Möglichkeiten, welch ein Glück! Ich konnte es nach meinen eigenen Vorstellungen von einem guten Lebens gestalten und diese Freiheit wünsche ich natürlich auch meinen Kindern und erst recht meinen Enkelkindern, mit ihren Hunger nach Zukunft und einem selbstbestimmten Leben!

Also wählen wir doch einfach DIE nicht, die mit antidemokratischen Gedanken, mit Rückwärtsgewandtheit unterwegs sind, denen eine freie Presse, starke Gewerkschaften, eine gute Bildung für alle, freies Kunst- und Theaterleben nichts bedeuten! Wählen wir sie nicht in Europa und nicht im eigenen Land!

Demokratie ist nicht nur eine Regierungs- sondern auch eine Lebensform.

Alle, die in ihr leben, haben die Möglichkeit und das Recht, ständig daran zu mitzuarbeiten, sie weiterzuentwickeln.

Das lasst uns feiern! Dazu gibt es keine Alternative!

Und vielleicht müssen wir auch einfach, aber nur fest auf diesem demokratischem Boden, lernen, offen für Fragen zu sein, neue Gedanken zu denken, Neues und Gutes auszuprobieren, Probleme nicht in Watte zu packen, nach vorne, in eine noch ungewisse Zukunft zu schauen,  keine schnellen Antworten auf alles zu haben!

Dabei sollten wir für uns selber eine gedankliche Entschlossenheit haben: wenn uns die Gedanken eines anderen nicht guttun, sollten wir sie nicht denken!

Wir sollten mit Mut dazu stehen, was uns wichtig ist und Verantwortung dafür tragen.

Dafür brauchen wir uns als Gemeinschaft.

Und die haben wir, hier, wo das Leben überschaubar und liebenswert ist:

  • hier, wo wir wohnen,
  • hier, wo wir arbeiten
  • hier, wo wir ehrenamtlich tätig sind!

Und, wenn ich mich so umsehe: Wir sind ganz schön viele!

Danke, dass Ihr heute hier seid.

Dorothea

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Nachtrag der Red. – wir schreiben ja immer dazu, aus welcher “OMA Gegend” jemand kommt, also:
die OMAS GEGEN RECHTS Höxter erreicht Ihr unter
omasgegenrechts-hoexter@web.de

Die Rede und ein erweiterter Kommentar von uns im omapodcast.de:
https://omapodcast.de/2025/01/04/oma-podcast-de-episode-8/

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