<< zurück | Post ID # 21149 | 06.01.2025

# Zufriedenheits-Index Deutschland

Hier ein Beispiel für einen guten Faktencheck und eine gewinnbringende Diskussion. Außerdem fanden wir die Ergebnisse so interessant, das wir sie mit Euch teilen möchten:

Auf unserer Sylvester-Feier kam es unvermeidbar es zu Gesprächen über die aktuelle Politik.

Ein Bekannter lobte die “Wirtschaftskompetenz” der CDU/CSU und “outete” sich als Söder-Fan. Ok, sein persönliches Recht – wir fragten aber, warum. Unser Bekannter ist als LKW Fahrer überall unterwegs, auch mit längeren Aufenthalten vor Ort. Auf seinen Reisen habe er den Eindruck gewonnen, dass in Bayern noch so “richtig alles in Ordnung” sei. Die hätten keine Probleme, er habe dort mit so vielen Menschen gesprochen. Unser Bekannter ist ein lieber Mensch, kann sehr gut erzählen und er ist uns wichtig, darum hörten wir interessiert zu. Und wir freuten uns, dass es keine “social media” Meinung war, sondern aus dem echten Leben stammte.

Aber die Generalismen störten uns dann doch und wir vertieften die Diskussion.

Erstmal versuchten wir wie immer, das Themenfeld konkreter zu fassen:

Was ist denn alles “in Ordnung” und welche Probleme haben “die in Bayern” nicht?

Seiner Ansicht nach seien CDU/CSU konsequenter und kompetenter in Wirtschaftsfragen, denn in “deren” Bundesländern ginge es den Menschen hinsichtlich Infrastruktur und Zufriedenheit besser. Und eben gerade in Bayern sei ihm das aufgefallen. “Alle“, mit denen er dort gesprochen habe, hätten diese positive Meinung vertreten. Wir konnten uns darauf einigen, dass das eine persönliche Wahrnehmung ist und er natürlich nicht mit allen dort lebenden Menschen gesprochen haben konnte.

Man möchte sich insgesamt schwer räuspern, aber das wäre überheblich und nicht zielführend. Wichtig für eine weitere gemeinsame Diskussion ist es, die eigenen Meinungen und Befindlichkeiten mal für einen Moment komplett zurückstellen zu können. Ja, schwer 😉 aber machbar und notwendig – von beiden Seiten! Ansonsten wären Diskussion und Recherche reine Zeitverschwendung, denn dann sollen nur Phrasen und Überzeugungen “rausposaunt” werden, aber es besteht kein Interesse an einem gemeinsamen Informations-Gewinn.

Hier war es zum Glück anders: Wir kamen überein, uns das einmal gemeinsam ganz neutral anzuschauen.

Also – Faktencheck:

Welche Länder sind aktuell CDU/CSU geführt?

Laut statista.com und Wikipedia (Quelle 1, Quelle 2)  sind das Bayern, Berlin, Hessen, NRW, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen, also die Hälfte aller 16 Bundesländer.

Wie ist der “Zufriedenheits-Index”?

Wir staunten, wieviele Statistiken und Auswertungen es zur “Zufriedenheit” in Deutschland gibt. Und – noch eine Überraschung:

Im Schnitt kam dabei heraus, dass die Deutschen im Vergleich zu den Vorjahren wieder “glücklicher” geworden sind!

Auch im EU-Vergleich und international schneiden die Deutschen gut ab. Im sog. OECD Index liegen wir in vielen Punkten im oberen Bereich. Also, so “mies” wie es uns viele weismachen wollen, scheint die Lage (und vor allem das persönliche Empfinden) in Wahrheit gar nicht zu sein:
https://www.oecdbetterlifeindex.org/de/countries/germany-de/

Zitat OECD:
“Die Menschen in Deutschland sind im Allgemeinen zufriedener mit ihrem Leben als der Durchschnitt der OECD-Bürger. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten sie ihre Lebenszufriedenheit mit 7,3. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 6,7.”

Guck an. Wo wir doch jeden Tag denken, dass alle nur noch nörgeln und die Unzufriedenheit einfach so lautstark ist. Rein faktisch scheint das aber anders zu sein – also immerhin eine positive Erkenntnis!

Und WO sind die Menschen nun “am glücklichsten”?

Auf Platz 1 ist – Hamburg. SPD Land. Ups 🙂

Aber diese Ergebnisse werden durch andere Studien wieder etwas relativiert:

Dort ist zu lesen, dass es vielfältige regionale Unterschiede gibt – und die allgemeine Zufriedenheit (vor allem bei den unter 50-jährigen) “im Süden” höher sei. Ok, das umfasst aber nicht nur Bayern.

Und WARUM sind die Menschen zufrieden? Wirklich nur wegen guter Wirtschaftpolitik?

Es werden tatsächlich auch wirtschaftliche Gründe angeführt, Zitat BIB:
“In Regionen etwa mit niedrigem Einkommen, hoher Arbeitslosenquote und geringen Steuereinnahmen ist die Lebenszufriedenheit tendenziell geringer. Dies trifft insbesondere auf die ostdeutschen Bundesländer und das Saarland zu. Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg sowie Hamburg und Hessen sind die Regionen mit der geringsten sozioökonomischen Benachteiligung.”

Daran anschliessend wird jedoch viel umfassender geschlussfolgert:
“Gezielte politische Maßnahmen seien nötig, um Unterschiede im subjektiven Wohlstandsgefälle auszugleichen und damit dem Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse näherzukommen. Es zeigt sich aber, dass neben regionalen Eigenheiten ebenso individuelle Merkmale der Bevölkerung wie Gesundheit und Bildung relevant sind. Insofern wird einmal mehr deutlich, dass Regionalpolitik immer auch die Gesamtheit der in einer Region lebenden Bevölkerung adressieren muss, wenn sie den subjektiven Wohlstand erhöhen will.

OK, fassen wir zusammen:

  1. Hamburg ist das “glücklichste” Bundesland
  2. Unabhängig vom eigentlichen Bundesland sind die Menschen in den südlichen Regionen insgesamt glücklicher
  3. Die Gründen liegen zwar auch in den wirtschaftlichen Verhältnissen, aber nur teilweise. Stattdessen liegt es an der Gesamtheit aller Merkmale: der Region, der Wirtschaft und der Bevölkerung an sich.

Kurzum:

Ein direkter Zusammenhang zwischen der regierenden Partei und der Zufriedenheit der Menschen ist nicht feststellbar. Keine Überraschung, aber jetzt haben wir belegbare Erkenntnisse.

Die Zufriedenheit (“Glücklichsein”) von vielen Faktoren ab, auch wirtschaftlichen, von denen einige politisch gesteuert werden können, das ist richtig, aber eben nicht alle.

Damit kommen wir zurück auf das, was wir in unserem Wirtschaftskompetenz-Artikel beschrieben haben: es sind nicht mehr die reinen Interessen der Wirtschaft zu fördern, sondern die sozial-ökonomische Gesamtheit der Bedürfnisse.

Unser Bekannter war am Ende zwar etwas nörgelig, aber wir haben alle etwas dazugelernt.

Vor allem, dass die Zufriedenheit in Deutschland – entgegen allem, was “auf der Strasse” zu hören ist – gestiegen ist, fanden wir sehr interessant.

Wir hoffen, dass Ihr Euch auch ein bisschen zu den “zufriedenen” Menschen zählen könnt.

Oder – wie es unser Sohn sagt – “Essen auf dem Tisch, Dach überm Kopf – uns geht’s gut.” So einfach, so wahr.

Herzlichst, Sandra
OMAS GEGEN RECHTS Nord (& Bund)
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