Hamburg-West: Rede zum Rosa Luxemburg Gedenktag am 5.3.2025
Ich begrüße die Geburtstagsrunde – alle, die Rosa Luxemburg verehren und heute feiern wollen. Wie gut, dass wir in diesen Zeiten an Rosa Luxemburg denken, wie gut, wenn wir fragen, welche Botschaften dieser außergewöhnlichen Frau uns inspirieren, uns nachdenklich machen, uns ermutigen.
Hier in einer Volksversammlung für den Wahlkreis Eimsbuttel sprach Rosa Luxemburg vor fast 125 Jahren (nämlich am 13. Dezember 1900) vor etwa 500 Genossinnen und Genossen von der „Weltpolitik“. Weitsichtig sieht sie damals schon die Gefahr eines Weltkrieges voraus und prangert die unmenschlichsten Folgen an. In ihrer Analyse ist sie heute so aktuell wie damals.
In ihren Worten:
„… man kann wohl behaupten, dass, wenn diese Weltpolitik so vorwärtsschreitet, den sozialen Verhältnissen im Lande wenig Beachtung mehr geschenkt werden kann.“
und fordert:
„Der Kampf gegen Krieg beginnt in der Aufklärung und im Widerstand gegen die Wurzeln des Militarismus!“
Während alle Parteien damals, so Luxemburg (Zentrum, Konservative usw.), im Fahrwasser der Kolonial- und Flottenschwärmer schwimmen, ruft sie, Rosa, mutig dazu auf, nicht mitzumachen!
In diesem Geiste stehen wir OMAS GEGEN RECHTS:
Auch wir rufen auf zu einem breiten generationenübergreifenden Bündnis gegen das Mitschwimmen im angesagten Fahrwasser, gegen das Nachplappern rechter menschenverachtender Parolen, um von Verarmungsprozessen abzulenken oder sie gar zu rechtfertigen.
Im Gegenteil:
Wir stehen ein für die Rechte der Menschen, die vor Krieg und Not flüchten mussen. Wir bekämpfen Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeinlichkeit und Sozialabbau. Wir setzen uns ein für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft.
Gerade wir älteren Menschen können aktiv dazu beitragen, Erinnerungskultur wachzuhalten und vor den Gefahren des Vergessens zu warnen.
Denn, so Rosa L.: “Wer nicht weiß, was früher war, versteht nicht, was kommt.”
Wie Rosa Luxemburg glauben wir fest an die Notwendigkeit, Freiheit und Demokratie für ALLE Menschen zu erkämpfen bzw. zu verteidigen. Gerade wir, die wir selbst demokratische Errungenschaften erkämpft haben oder erleben durften, müssen diese Werte gegen rechtsextreme Bedrohungen verteidigen. Deshalb setzen wir genau hier an: Zeichen setzen gegen Hass, gegen Rassismus, gegen autoritäre Politik.
Luxemburg betonte die Bedeutung von Solidaritat. Die älteren Generationen können gemeinsam mit Jüngeren Strukturen schaffen. Bewegungen wie OMAS GEGEN RECHTS sind Vorbilder dafür, wie generationenübergreifende Solidaritat funktioniert: durch gemeinsame Bildungsarbeit zum Beispiel, Unterstützung marginalisierter Gruppen, durch gemeinsame Proteste. Das haben wir ja gerade erst auf Demos mit “Klare Kante gegen Rechts” oder Fridays for Future und vielen anderen erlebt – und: es macht übrigens auch noch Spaß zusammen!
Rosas Leben war geprägt von Mut und Standhaftigkeit gegen jede Unterdrückung. Ihr Leben endete bekanntlich gewaltsam und viel zu früh, mit nur 38 Jahren wurde sie hinterhältig ermordet; sie durfte nicht Oma werden… umso entschlossener sagen wir: Zivilcourage ist in jedem Alter möglich! Laut und sichtbar wollen wir auftreten, sichtbar gegen rechtsextreme Umtriebe, und so die Gesellschaft ermutigen, sich ebenfalls zu positionieren. Denn, so Rosa: “Jeder Akt des Widerstands trägt zur Veränderung bei.”
→ Wir, die Omas gegen Rechts, sind eine Initiative, die sich in den politischen Diskurs einmischen will. Wir ältere Frauen sind nicht still, wir erheben unsere Stimme zu den Fragen unserer Zeit. Unsere Aufgabe ist es, Brücken zu bauen, Mut zu machen und als moralisches Gewissen der Gesellschaft zu handeln. Und wir fordern alle, die diese Anliegen teilen, auf, sich zu zeigen und sich an den Aktionen der OMAS GEGEN RECHTS zu beteiligen! Willkommen sind uns alle, Opas, Kinder und Enkelkinder, Freunde und Freundinnen.
Rosa Luxemburg hat uns gelehrt, wie sie mutig und kompromisslos – noch dazu damals als Frau! – angesichts der Kriegsgefahr und des Aufstiegs rechter und rechtsautoritärer Krafte Widerstand leistete. Gewiss würde Rosa uns als ein leuchtendes Beispiel fur den Kampf gegen Unterdrückung, Hass und Krieg ansehen. Sie würde uns ermutigen:
„Gebt nicht nach – jede Tat zählt!“
Ich will schließen mit den Worten von Benedict Wells, der zum Schluss seines Essays „Stand der Dinge“ formuliert:
“Es ist Anfang 2025, auf den Straßen trinken die Menschen Kaffee und tippen in ihre Smartphones. Nicht weit von hier herrschen Krieg und Leid, das Klima steuert ungebremst auf eine Katastrophe zu, der Ausblick auf eine weitere digitale und rechte Verzahnung ist düster. Das Endspiel um die Zukunft hat begonnen, und wir liegen zurück. Aber noch ist es nicht vorbei…”
Daher rufen wir im Sinne Rosa Luxemburgs: „Gebt nicht nach – jede Tat zählt!“
→ Und für uns heißt es: Alt sein heißt nicht stumm sein!
Sabine Schmidt für die
OMAS GEGEN RECHTS Hamburg-West
Kontakt: ogrhamburg-west@posteo.de
Die Rede ist > hier auch als PDF verfügbar