<< zurück | Post ID # 26281 | 30.06.2025

Schleswig: “Peinliche alte Leute mit zu viel Zeit?”

Ein Artikel aus der SHZ (frdl. Genehmigung zur Veröffentlichung liegt vor):

Peinliche alte Leute mit zu viel Zeit?
Monika Nielsky und Marion Callsen-Mumm engagieren sich bei „Omas gegen Rechts“ – und lassen sich von Kritik nicht unterkriegen

Von Petra Südmeyer

Schleswig Wenn die „Omas gegen Rechts“ der Ortsgruppe Schleswig auf Demonstrationen oder an Info-Ständen Flagge zeigen, bekommen sie viel Zuspruch. Insbesondere in den Sozialen Medien werden aber auch kritische Stimmen laut. „Wir seien peinliche alte Leute, die zu viel Zeit haben“, zitiert Marion Callsen-Mumm Kommentare bei Facebook. Es gebe noch weitaus schlimmere Beschimpfungen. Doch die 66-Jährige nimmt es gelassen. „Das sind besorgte Bürger, die sich ereifern und bisweilen im Ton vergreifen. Wir setzen eher auf sachliche Gespräche.“

IN SCHLESWIG SCHON 60 MITSTREITERINNEN

Gemeinsam mit Monika Nielsky gehört Callsen-Mumm zum Gründungsteam der Schleswiger „Omas gegen Rechts“. Schon beim ersten Treffen im Februar 2024 entschieden sich 35 Frauen, in der Gruppe aktiv zu werden. „Inzwischen sind es rund 60“, freut sich Monika Nielsky. „Wir sind kein Verein, sondern nur eine Gruppe unterschiedlichster Frauen. Bei uns kann man ganz unabhängig von Religion, Partei oder ethnischer Zugehörigkeit mitmachen.“

Jede Frau habe ihre ganz persönlichen Gründe, dabei zu sein, so Nielsky. „Wir positionieren uns gegen Faschismus. Aber wir sind noch viel mehr und setzen uns ein für Menschenrechte und Integration, soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und Feminismus.“ Monika Nielsky wurde 1944 in Tönning geboren und erlebte die bedrückende Armut der Nachkriegszeit. Bis heute könne sie keine Lebensmittel wegwerfen. Sie erinnert sich an ein Erlebnis in der ersten Klasse, als Lebensmittelpakete an Kriegswaisen verteilt wurden. „Ein Schulkamerad versuchte verzweifelt, eines der Pakete zu ergattern und argumentierte: Sein Vater sei zwar nicht tot, aber angeschossen worden und damit doch fast tot.“ Tief beeindruckt habe sie zudem die Verfilmung von Anne Franks Tagebuch. „Das drängende Gefühl, dass sich so etwas nicht wiederholen darf, hat mich nie wieder losgelassen.“

EIGENE FAMILIE ERLEBTE VERTREIBUNG UND FLUCHT

Als junge Frau begann Nielsky, sich in der SPD zu engagieren. Unter anderem war sie viele Jahre leitende Redakteurin der sozialdemokratischen Bürgerzeitung „Schleswig backbord“. Ihren Mann Klaus Nielsky, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Schleswig, lernte sie während einer Reise in die Türkei kennen. „Reisen wurde dann unsere große gemeinsame Leidenschaft“, erzählt die 81-Jährige. „Wir sind auf allen Kontinenten gewesen und waren immer neugierig und offen für Neues.“ Auch das habe sie sicher geprägt und motiviert sie bis heute, für ein tolerantes gesellschaftliches Miteinander auf die Straße zu gehen.

Für Integration und Toleranz geht auch Marion Callsen-Mumm, die lange für die SPD in der Schleswiger Kommunalpolitik aktiv war, mit ihrem „Omas gegen Rechts-Plakat“ auf Demonstrationen. „Meine Oma ist mit ihrer Familie, unter anderem mit meiner damals fünfjährigen Mutter, mit einem Ochsenkarren von Danzig geflohen und hat zwei Jahre in einem
Flüchtlingslager in Dänemark verbracht“, erzählt die 66-jährige Schleswigerin. „Sie waren Vertriebene – und das blieb auch so, nachdem meine Familie das Lager verlassen durfte. Bei den deutschen Nachbarn waren sie lange nicht willkommen.“

MIT JÜNGEREN INS GESPRÄCH KOMMEN

Die Aufzeichnungen der Mutter aus dieser Zeit seien ein wertvolles Zeitdokument. „Wenn man das liest, bekommt man eine Ahnung davon, wie man sich heute als Geflüchteter fühlt.“
Sorge macht den beiden Gründungsfrauen die zunehmende Radikalisierung von jungen Menschen über die Sozialen Medien. „Wenn wir Schülerinnen und Schülern von unserer Geschichte erzählen, wird vielleicht für manche klarer, warum wir uns bei Wind und Wetter auf die Straße stellen, um zu demonstrieren.“

Bei den Schleswiger Omas wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die genau solche generationsübergreifenden Gespräche organisieren möchte. Immerhin: Die eigenen Enkelkinder seien mit dem Engagement ihrer Omas sehr einverstanden, freuen sich Nielsky und Callsen-Mumm: „Da gab es von allen ein Daumen hoch!“

OMAS GEGEN RECHTS Schleswig
Kontakt: omasgegenrechts-sl@web.de

Klick zur OMAS GEGEN RECHTS Nord (& Bund) Startseite

 

 

Blättern im Blog (» alle Beiträge):
Mehr über die Blog- und Seiten-Funktionen sowie das "Blättern" siehe » Hilfe

Herzlich willkommen

bei den OMAS GEGEN RECHTS! Aktuelles findet Ihr im Blog, Ortsgruppen unter Regionalia und alles andere ist selbsterklärend :-)
Macht mit! Schickt uns Eure Fragen, Beiträge, Termine ... - alle Infos dazu siehe > Kontakt - wir freuen uns! Ihr wollt OMA werden oder eine Gruppe gründen? Klickt > hier

Suche nach …

Wir danken Euch für unglaubliche …

  • 855.781 Besuche
Cookie Consent mit Real Cookie Banner