Bramsche: Mythos Antifa
„MYTHOS ANTIFA – eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Antifaschistischen Aktion im 20. Jahrhundert“….
….vielleicht nicht gerade ein Thema, mit dem man Mengen an Zuhörern zu einer Vortragsveranstaltung im kalten November vom gemütlichen Sofa lockt.
Den OMAS GEGEN RECHTS BRAMSCHE zusammen mit der Kampagne „Den Rechten die Räume nehmen“ aus Osnabrück ist es allerdings tatsächlich gelungen.
120 Besucher füllten die Mensa der Haupt-und Realschule in Bramsche!
Ein unerwartetes und begeisterndes Ergebnis, das zeigt, dass den Bürgern aus Bramsche und Umgebung die bedenklichen Entwicklungen in unserer Gesellschaft nicht gleichgültig sind.
Bravo Bramsche!
Dem Referenten, einem studierten Historiker, gelang es, die Zuhörer mit fundiertem Wissen über die Historie der Antifaschistischen Aktion, beginnend mit ihrer Gründung in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis heute, zu fesseln.
Während der Zeit der Weimarer Republik entstand Faschismus in Italien. Als Selbstschutz der Arbeiter*innenklasse gründeten sich der Rote Frontkämpferbund und die Rote Hilfe Deutschland.
Ein Schlüsselereignis war im Mai 1932 der Angriff von NSDAPlern auf KPD-Abgeordnete im Reichstag. Am Folgetag gründete sich die „Antifaschistische Aktion“.
Im Nationalsozialismus wird die antifaschistische Bewegung zerschlagen. Tausende Antifaschisten lassen für ihre Überzeugung ihr Leben.
Nach der Kapitulation kommen viele Nazis wieder in ihre alten Ämter – meistens ohne Konsequenzen oder Strafen. Ehemalige Verfolgte und KZ-Insass*innen schließen sich 1946/47 zur VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) zusammen.
Erst 1963 findet der erste Auschwitz Prozess in Frankfurt statt. Mit geringem Strafmaß.
Junge Menschen, Schüler, Studierende, Lehrlinge politisieren sich, stellen Fragen an ihre Eltern und klagen an.
Es gründet sich die APO (Außerparlamentarische Opposition) – Westdeutschland gerät in Aufruhr. Aus einer pluralen Studierendenbewegung und neuen Außerparlamentarische Linken entwickelt sich zum einen die RAF mit ihren militanten Aktionen, zum anderen aber auch in den 1970er Jahren die sogenannten K-Gruppen, für die Anti-Nazi-Arbeit in Form von Blockade, Recherche, Outings und Bündnisse zentral waren.
Der „Mythos Antifa“ und mit ihm das oft vorherrschende Bild „der Antifa“ geht auf die „Autonome Antifa“ zurück. Den Bundesparteitag der NPD im Oktober 1983 in Bad Fallingbostel z.B. versucht diese Gruppe durch Blockade zu verhindern. Es gibt 80 Verletzte, 30 Festnahmen. Das einseitige Bild vom schwarz gekleideten, vermummten Antifaschisten entsteht.
Die politische Linke splittet sich in den 80/90er Jahren mehr und mehr auf. Spätestens ab hier muss die größere Heterogenität und Pluralität der antifaschistischen Bewegung bzw. Antifaschistischen Aktion gesehen werden.
Mitte/Ende der 1980er Jahre erstarkt die politische Rechte. Es gibt die Pogrome von Hoyerswerda 1991, Rostock-Lichtenhagen 1992, Brandanschlag in Mölln 1992 mit 3 Toten und 9 Schwerverletzten, Brandanschlag in Solingen 1993 mit 5 Toten und 17 Verletzten.
Die Antifaschistischen Aktion gewinnt aus gegebenen Anlass neuen Auftrieb.
Ihre Praxis umfasst seit den 1990er Jahren
- Geschichtspolitik (bspw. die Entstehung der Gedenkstätte Gestapo-Keller 2001 geht auf Student*innen- und Antifa-Initiative zurück).
- Wachhalten von Erinnerungen (bspw. Tag der Bücherverbrennung 10. Mai 1933. Reichspogromnacht 09. November 1938, Tag der Befreiung, 08.Mai 1945,…).
- Recherchearbeit und kontinuierlicher Informationsaustausch bundesweit. Aktuelles Beispiel: Recherchen, die u.a. zur Festnahme des Lübke Mörder Stephan E. führten.
- Kampf gegen Nazi-Strukturen
- Auseinandersetzung mit der Inneren Sicherheit
- Publizieren von Zeitungen und Informationsmaterial (Antifa Infoblatt, Lotta, Das antifaschistische Pressearchiv, bildungszentrum berlin e.V.)
- Lesekreise, Stadtrundgänge, …
Flankiert wurde die Veranstaltung von der Ausstellung des VVN und des BdA (Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) zum Thema „Neofaschismus in Deutschland“.
Der Vortrag war ein aufschlussreicher Parforce Ritt durch die Geschichte der „Antifaschistischen Aktion“ und lies nur ein Fazit zu: Es bleibt wichtig, sich weiterhin unvermindert gegen Faschismus zu positionieren!
OMAS GEGEN RECHTS Bramsche
Kontakt: omasgegenrechts.bramsche@gmx.de







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