# OMAs Advent 2025 – Türchen 16: Wir sind nicht allein.

[ > Adventskalender 2025 ]

Heute im Adventskalender: ein aufbauender Gastbeitrag der großartigen Autorin Christina Christiansen – mit liebem Dank für ihr Engagement und lieben Grüßen!

Es passt sehr gut zu uns OMAS – lest selbst:

=======

Wir sind nicht allein.

Ich weiß, es fühlt sich oft so an. Die Einsamkeit, über die wir sprachen, ist real. Sie schmerzt. Aber sie ist, auf einer tieferen Ebene, eine Illusion. Sie ist ein Trick des Winters. Die Kälte trennt. Sie lässt uns glauben, wir seien isolierte Monaden, die gegeneinander um die letzten Ressourcen kämpfen. Aber das stimmt nicht.

Unter der Oberfläche, unter dem Lärm der Spaltung, gibt es ein riesiges, unsichtbares Gewebe. Ein Myzel der Menschlichkeit. Es besteht aus Millionen von Fäden, die uns verbinden. Es sind Fäden der gemeinsamen Sorge, der gemeinsamen Hoffnung, der gemeinsamen Werte.

Du liest diese Zeilen, und irgendwo, vielleicht in der nächsten Stadt, vielleicht auf einem anderen Kontinent, liest jemand anderes ähnliche Gedanken, fühlt ähnliche Dinge. Ihr kennt euch nicht. Ihr werdet euch vielleicht nie begegnen. Aber ihr schwingt auf derselben Frequenz. Das ist Resonanz.

Wir müssen unser Verständnis von „Gemeinschaft“ erweitern. Gemeinschaft ist nicht nur der Kreis der Menschen, die wir sehen, mit denen wir am Tisch sitzen. Gemeinschaft ist auch die Verbindung im Geiste. Es ist das Wissen darum, dass es da draußen andere gibt, die wach sind. Die das Licht anlassen.

Stell dir vor, du stehst nachts auf einem Hügel und blicken auf eine dunkle Landschaft. Alles scheint schwarz. Aber dann sehen Sie hier ein kleines Licht aufflackern, und dort drüben noch eins, und weit hinten noch eins. Jedes dieser Lichter ist ein Mensch, der sich entschieden hat, warm zu bleiben. Die Lichter sind weit voneinander entfernt. Sie berühren sich nicht direkt. Aber sie bilden zusammen ein Muster. Sie verändern die Landschaft. Sie nehmen der Nacht ihre Totalität.

Du bist eines dieser Lichter. Und ich bin eines. Und indem wir uns dessen bewusst werden, entsteht eine Verbindung, die stärker ist als jede physische Nähe. Es ist die Solidarität der Wachenden.

Dieses Bewusstsein – „Ich bin nicht allein“ – verändert alles. Es nimmt der Angst ihre Spitze. Angst flüstert uns immer zu: „Du bist allein, und du bist zu schwach.“ Die Antwort darauf ist: „Ich bin vielleicht schwach, aber ich bin viele.“ Wir tragen die Kraft der anderen in uns, auch wenn sie nicht da sind. Wir können uns auf sie stützen. Wir können uns vorstellen, dass hinter uns, unsichtbar, all jene stehen, die vor uns gegangen sind und die neben uns gehen.

Wir müssen lernen, diese unsichtbare Begleitung zu spüren. Wenn wir mutig sind, sind wir es nicht nur für uns. Wir sind es stellvertretend für die, die gerade keine Kraft haben. Und wenn wir schwach sind, sind da andere, die für uns mutig sind. Das ist das Prinzip der Ablösung. Niemand muss die Welt allein tragen. Wir tragen sie gemeinsam, Schicht für Schicht, Stück für Stück.

Es gibt eine Form der politischen Intimität, die nichts mit Privatsphäre zu tun hat. Es ist das Erkennen im Anderen. Wenn wir einem Fremden in die Augen schauen und dort die gleiche Trauer, die gleiche Entschlossenheit sehen, dann ist das ein heiliger Moment. Wir müssen diese Momente suchen und pflegen. Wir müssen uns zuerkennen. Ein Nicken, ein Lächeln, eine kleine Geste der Unterstützung – das sind die Signale, mit denen wir uns verständigen. Sie sagen: „Ich sehe dich. Ich weiß, dass es schwer ist. Aber wir sind noch da.“

=======

Wir durften diesen Ausschnitt aus Kapitel 10 ihres neuen Buches ,,Den Winter der Welt überleben“ hier veröffentlichen. Bald wird es erscheinen ❤️

OMAS GEGEN RECHTS Nord & Bund
kontakt@omasgegenrechts-nord.de