<< zurück | Post ID # 12186 | 03.02.2024

Rotenburg: Fulminanter Auftakt der OMAS GEGEN RECHTS

Die Gründung der Gruppe Rotenburg hat einen großen Zuspruch gefunden. Nachstehend der Artikel über die Gründungsversammlung, der am 2.2.2024 in der Kreiszeitung Rotenburg erschienen ist (Genehmigung zur Veröffentlichung liegt vor).

> Hier im Original bei der Kreiszeitung

Oder direkt zum Nachlesen:

Demonstrieren statt Stricken

Rotenburger Frauen gründen Ortsgruppe von „Omas gegen Rechts“

VON TOM GATH

Rotenburg – „Wer schweigt, macht sich mitschuldig“, sagte die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi am Mittwoch im Bundestag. Während der Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus warnte die 91-Jährige vor dem Rechtsruck in Deutschland. Wenige Stunden später haben mehr als 50 Omas und sogar ein paar Opas im Rotenburger Rathaus ihr Schweigen gebrochen, um eine neue Ortsgruppe von „Omas gegen Rechts“ zu gründen. Die Bremer Oma Thea Ohle hatte zuvor mit der Rotenburgerin Meike Hülsemann zu dem Gründungstreffen eingeladen.

Thea Ohle ist schon seit 2019 bei der Bremer Gruppe aktiv, die sich ein Jahr zuvor als einer der ersten Ableger in Deutschland gegründet hatte. Die Ursprungsidee stammt aus Österreich. „Wir wollen das Bild der alten Oma, die nichts sagt, sich um die Enkel kümmert und Socken strickt, durchbrechen“, erklärt Ohle. Als ältere Frauen, die in politischen Fragen sonst wenig gehört werden, wollen sie öffentlich das Wort ergreifen, und das nicht nur bei Demos wie vor zwei Wochen in Rotenburg.

„Wir suchen das Gespräch und mischen uns auch in der Nachbarschaft, in unseren Vereinen, bei der Arbeit oder in der Tram ein“, sagt Ohle. Mit ihrer Bremer Gruppe habe sie dafür sogar schon Seminare besucht, die über rechte Argumentationsstrategien aufklären und Möglichkeiten einer sinnvollen Gegenrede vermitteln. Ihre Mitstreiterin Karin Soltau betont, wie wichtig es sei, auch im Kleinen menschenfeindlichen Aussagen zu widersprechen. „Die Lebenserfahrung von Omas kann dabei helfen, wachsam zu sein“, sagt Soltau.

Thea Ohle wollte nach 46 Berufsjahren eigentlich ihre Rente genießen. Dass sie nun neben ihrem Aktivismus in Bremen auch noch in Rotenburg die Gruppengründung vorantreibt, hat mit einem Erlebnis vom vergangenen Sommer zu tun. Mit 400 anderen Omas unterstützte sie damals die Magdeburger Sektion bei den Protesten gegen den Europaparteitag der AfD. Die Aggression der rechtsextremen Politiker, die die Omas einschüchtern wollten, kenne sie vom linksliberal geprägten Bremer Marktplatz nicht. „Da ist mir richtig klar geworden: Die sind überzeugt, dass diese Republik ein anderes Gesicht braucht“, erinnert sich Ohle.

Neben Rassismus gehört zu dieser rechten Vision der Rückbau von Frauenrechten. „Das Programm der AfD ist zutiefst frauenfeindlich, wenn man sich zum Beispiel Aussagen anschaut, dass Frauen möglichst viele Kinder kriegen und am Herd stehen sollen. Das bewegt mich als Feministin“, so die ehemalige Leiterin der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft vom Kreis Rotenburg. Ohle kennt sich mit Vernetzungsarbeit aus, freut sich über die große Resonanz: „Je mehr Aktive sich finden, desto leichter wird es.“

Die über 50 Gründungsmitglieder planen einen eigenen Oma-Chor zum „Trällern von Kampfliedern“, wie Ohle sagt, und bereiten sich auf ihre Premiere als feste Gruppe bei einer antifaschistischen Demonstration am 9. März in Zeven vor. Jeden letzten Mittwoch im Monat wollen sie sich von 16 bis 18 Uhr im Ratssaal treffen, das nächste Mal am 28. Februar. Weitere Omas seien herzlich willkommen, bei den Aktionen natürlich auch Opas – „wenn wir Bannerträger brauchen“, scherzt Ohle – und Enkel. Nur die Entscheidungsfindung in den Gremien ist den älteren Frauen vorbehalten.

Jede Ortsgruppe agiert autark und muss für sich entscheiden, welche Aktionen sie startet und mit wem sie zusammenarbeitet. Ohles Bremer Gruppe sei es etwa wichtig, „sich nicht vor den Karren von politischen Organisationen oder Parteien spannen zu lassen“. Und auch zu den Kriegen in Nahost und der Ukraine gebe es unter den Omas geteilte Meinungen. Wie die Rotenburger Omas mit diesen Themen umgehen, müssen sie nun kollektiv aushandeln.

Nur die Grundwerte der „Omas gegen Rechts“ sind für alle verbindlich: der Streit für den demokratischen Rechtsstaat, der Respekt gegenüber allen Menschen unabhängig von Religion oder Herkunft, die Solidarität mit vor Krieg oder Not geflüchteten Menschen und die Verteidigung des Sozialstaats, der „von Eltern und Großeltern erkämpft wurde“, wie es auf einem Flugblatt heißt.

Rotenburgs Bürgermeister Torsten Oestmann schaute als Hausherr ebenfalls bei dem Treffen vorbei, begrüßte die neuen alten Aktivisten: „Sie haben meine volle Unterstützung, je mehr wir auf die Straßen bekommen, desto besser sind wir aufgestellt.“ Vor dem Hintergrund der aktuellen Proteste gegen ein Erstarken der AfD und gegen die Normalisierung des rechten Rands rief er zum Durchhalten auf: „Das darf jetzt kein Strohfeuer gewesen sein, der Widerstand muss auf diesem Level bleiben.“

Bundesweit erfahren die „Omas gegen Rechts“ seit den Enthüllungen des Recherchekollektivs „Correctiv“ über ein Treffen von Rechtsextremen viel Zulauf. Mittlerweile gibt es mehr als 100 Regionalgruppen, allein in Norddeutschland rund 40. Anders als in einem Leserbrief in der „Rotenburger Kreiszeitung“ behauptet, habe es laut Ohle bisher keine Gruppe in Rotenburg gegeben.

OMAS GEGEN RECHTS Rotenburg (Wümme)
Kontakt: theaohle@web.de

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