<< zurück | Post ID # 5348 | 15.05.2020

Texte zum Ende des Zweiten Weltkrieges, dem 8. Mai 1945

Diese Texte sind BeitrÀge von Omas & Opas Gegen Rechts zu einer Veranstaltung von Fachschaftsaktiven der Uni Hamburg, die auf dem Campus der Uni am 08.05 2020 stattgefunden hat. Hier ein Bericht zu der Aktion.  Die Autor*innen reflektieren, welche Bedeutung der 08. Mai 1945, der Tag des Kriegsendes, in ihrem Leben hatte und hat.

 

08. Mai 1945 – Tag der Befreiung?

Von Dörte S.

Als Kind hörte ich von meinen Eltern, dass an diesem Tag der Krieg zu Ende ging. Von Befreiung erfuhr ich nichts. Ich hatte GlĂŒck. Ich wurde zehn Jahre nach Kriegsende geboren. Ich wusste, dass mein Vater als Soldat im 2. Weltkrieg erst in Frankreich dann in Russland war und von dort in sibirische Kriegsgefangenschaft gebracht wurde. Ich wusste, dass er zweimal schwer verwundet wurde. Ich wusste, dass meine Mutter in Hamburg ausgebombt wurde, dass sie alles Hab und Gut verlor und nicht wusste, wo sie wohnen sollte.

Viel mehr wurde ĂŒber den Krieg  nicht gesprochen. Aber irgendwie war das Thema prĂ€sent. Wenn ein Kriegsversehrter an der TĂŒr klingelte, gab man ihm etwas. Einem Zigeuner gab man besser nichts. Ich freute mich im Winter ĂŒber Schnee. Mein Vater hasste ihn. Gesteppte Winterjacken kamen in Mode. Ich durfte keine haben. Mein Vater konnte sie nicht ertragen.

Ein Kriegskamerad war mehr als ein Freund. Die WeinglÀser meiner Oma, die bei uns lebte, waren wertvoll, weil sie diese gerettet hatte. Mein Opa starb wÀhrend des Krieges, weil es keine Medikamente gab. Mein Onkel, den ich ebenfalls nie kennengelernt hatte, wurde mit 16 Jahren kurz vor Kriegsende eingezogen. Er galt als vermisst.

Als Kind dachte ich, dass irgendwie ein schlimmer Krieg begann, der am 8. Mai 1945 irgendwie zu Ende ging und dass ganz viele Dinge in meinem Leben irgendwie damit zusammenhingen. Intuitiv wusste ich, dass es besser war nicht zu viele Fragen zu stellen. Ich stellte sie nicht.

Erst in der Schule, in der 9. Klasse verĂ€nderte sich mein Blick auf den Krieg. Wir sahen den Film „Die BrĂŒcke.“ Mit Freunden begannen wir zu diskutieren und ich lernte WiderstandskĂ€mpfer kennen und erfuhr vom Holocaust. Es begannen Jahre der StreitgesprĂ€che mit meinen Eltern. Eine immer wiederkehrende Frage von mir  war : „Warum habt Ihr nichts dagegen getan?“

08.Mai 1945. Der Tag der Befreiung! Die Deutschen wurden vom Faschismus befreit. Sie haben sich nicht selbst vom Faschismus befreit.

Im Februar 2018 grĂŒndete ich mit vier anderen Ă€lteren Menschen die OMAS GEGEN RECHTS in Hamburg. Ich habe fĂŒnf Enkel. Ich möchte von ihnen nie gefragt werden, „Warum hast Du nichts gegen die Rechten getan als Du es noch konntest.“

Der 8. Mai 1945 ist der Tag  der Befreiung! Er sollte gesetzlicher Feiertag werden!

NIE WIEDER FASCHISMUS !  

 

Nachkriegskinder gegen Faschismus

Von EB

Ich wurde ziemlich genau 11 Monate nach dem Tag der Befreiung geboren. Meine Oma sagte: „Gut, dass sie ein MĂ€dchen ist, dann braucht sie nicht in den Krieg zu ziehen“. Ihre beiden Söhne, Mitte 30, waren  tot. Als wir nach Essen zogen, waren  Ruinen mein Abenteuerspielplatz.

Schon als Kind lernte ich die auslĂ€ndischen und auch einige jĂŒdische Freunde meines Vaters kennen und fand das ziemlich spannend. Meiner Mutter konnte ich nicht entlocken, warum sie Mitglied „der Partei“ gewesen war. Im NĂ€hkasten lag  ihr Mutterkreuz.

Als Heranwachsende brachte unsere Geschichtslehrerin uns den Unrechtsstaat „Drittes Reich“ nahe. Man munkelte, sie habe der Weißen Rose nahegestanden und ihr Verlobter sei hingerichtet worden. Der Mord an Benno Ohnesorg und die FreiheitsbeschrĂ€nkung der Notstandsgesetze und der Protest dagegen wurden ein entscheidender Punkt  in meinem Leben. Auch das Wissen um die vielen Nazis, die ungebrochen in Justiz, Politik, Verwaltung u.v.a.m auch das Sagen hatten.

Seitdem möchte ich allen AnfĂ€ngen von Rassismus und Faschismus entgegentreten und ich sehe beklommen, wie seit Jahren die braune Flut wieder zunimmt, in Taten (Morde, FlĂŒchtlingsheime anstecken, ÜberfĂ€lle auf Juden mit Kippa etc.) und Worten („Entvolkung“ finde ich das Schlimmste davon).

Lasst uns verhindern, dass Ă€hnliche VerhĂ€ltnisse entstehen wie Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, wo es von der MachtĂŒbernahme bis zur Gleichschaltung mal gerade ein Vierteljahr dauerte!

 

Der 08. Mai als Tag der Befreiung und Verpflichtung

Von Monika D.

Das Ende des nationalsozialistischen Unrechtsregimes am 08. Mai 1945 ist fĂŒr mich schon lange ein sehr wichtiges Datum. WĂ€hrend meines Studiums in den 1980er Jahren habe ich mich intensiv mit dem Nationalsozialismus, dem 2. Weltkrieg und diversen Faschismustheorien auseinandergesetzt. Die Vernichtung von sechs Millionen Juden, von Sinti und Roma, Kommunisten, Schwulen und Lesben, die Verbrechen der deutschen Wehrmacht und das Leid all der anderen, die nicht ins Weltbild der Nationalsozialisten passten und allein deshalb so unfassbar gelitten haben, hat bei mir nachhaltig Entsetzen und tiefe Scham ausgelöst.

Filme wie z.B. „Shoa“ von Claude Lanzmann, „AimeĂ© und Jaguar“ von Max FĂ€rberböck oder „Unsere VĂ€ter, unsere MĂŒtter“ haben mir das Grauen jener Zeit bildhaft vor Augen gefĂŒhrt und unvergesslich gemacht.

Und ich war und bin ĂŒberzeugt: So etwas darf sich nie wiederholen und dafĂŒr tragen wir alle die Verantwortung!

WĂ€hrend meiner BerufstĂ€tigkeit hatte ich wenig Zeit und Raum fĂŒr politische AktivitĂ€ten, doch nun bin ich in Rente. Klar war, ich will aus der „schweigenden Mitte“ heraustreten und meiner politischen Überzeugung Gehör verschaffen. Das Erstarken der Rechten und Rechtsextremen in Deutschland und anderen europĂ€ischen Staaten zeugt fĂŒr mich von einer nicht nachvollziehbaren Geschichtsvergessenheit. Zusammen mit der teilweise hemmungslosen Bösartigkeit, mit der inzwischen öffentlich Abneigungen geĂ€ußert und sogar politische Morde begangen werden, lĂ€sst mich diese Geschichtsvergessenheit befĂŒrchten, dass bei uns Faschismus und Krieg wieder möglich sind.

Auch Hitler ist durch Wahlen an die Macht gekommen! Er wurde von einem guten Drittel der damaligen Bevölkerung gewĂ€hlt, obwohl er seine Absichten sehr frĂŒh deutlich gemacht hat. Da drĂ€ngen sich nicht nur bei mir Vergleiche mit einer heutigen Partei auf, die gerade ihren extremen FlĂŒgel „aufgelöst“, soll wohl heißen: integriert hat.

Ich bin froh, bei einer Demonstration gegen Rassismus auf die OMAS GEGEN RECHTS gestoßen zu sein: Nun kann ich meiner Überzeugung öffentlich Ausdruck verleihen, dass es wichtig ist, die Erinnerung an vergangenes Unrecht und Leid wach zu halten, unsere Demokratie zu schĂŒtzen und fĂŒr Menschenrechte einzustehen.

Gemeinsam sind wir stÀrker: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

 

Was mir der 08.Mai, der „Tag der Befreiung“, bedeutet

Von Reinhard L.

Ich bin 48er: Ich bin nach dem Krieg geboren. Mein Vater war im Krieg Soldat – weit gereist: Frankreich, Italien, Ungarn, Österreich. Seine Eltern waren als Russlanddeutsche in den russischen Revolutionswirren vor und im ersten Weltkrieg nach Ostpreußen geflohen. Mein Vater ist dort in einem FlĂŒchtlingslager geboren. Zwischen den beiden Kriegen ist die Familie nach Pommern und umgesiedelt worden und hat dort eine kleine Landwirtschaft aufgebaut. Zum Ende des 2. Weltkrieges ist die Familie aus „Angst vor den Russen“ nach Westdeutschland in das heutige Niedersachsen geflohen. Meine Mutter war im Krieg Krankenschwester. Meine Kindheit habe ich in einem Dorf in der SĂŒdheide, meine Jugend in dem nĂ€chstgrĂ¶ĂŸeren Ort verlebt. Meine Erinnerungen an meine Kindheit sind unbeschwert in dem Sinne, dass Kinder „so am Rande mitliefen“: Wir waren wenig beachtet und beobachtet, so gesehen: frei. Die Anwesenheit von MilitĂ€rischem gehörte zum Alltag: Manöver der Briten – ja, ich habe Soldaten um Schokolade angebettelt. GeschĂŒtzdonner von zwei militĂ€rischen ÜbungsplĂ€tzen im SĂŒden und im Norden, im Norden auch ein militĂ€rischer Flugplatz und eine Garnisonsstadt, im Osten das Übungsschießen von Rheinmetall. Wenn vom Krieg erzĂ€hlt wurde, dann waren dies Geschichten von Helden und vom Durchhalten. Auf dem Bauernof, auf dem ich aufwuchs, haben im Krieg russische Kriegsgefangene gearbeitet, spĂ€ter in den 50ern italienische Gastarbeiter. Sonntags war Kirchtag und dienstags kam die Gemeindeschwester ins Dorf und verteilte Jesusbildchen. Vom 10 km entfernten KZ Bergen-Belsen hörte ich das erste Mal im Geschichtsunterricht des Gymnasiums – in der Oberstufe. Mein Klassen- und Geschichtslehrer war Adjutant von Ribbentrop gewesen. Er wurde spĂ€ter in Ehren pensioniert. MĂ€dchen waren folgsam, durften weinen, brauchten kein Abitur, lernten Hauswirtschaft oder SekretĂ€rin. Jungs sollten sich abhĂ€rten, nicht weinen, vor allem aber: gehorche – sonst gab’s PrĂŒgel. Nicht zu vergessen die kriegstraumatisierten VĂ€ter: oft verroht und gewalttĂ€tig, und die ihnen untertanen MĂŒtter. Nicht zu vergessen: Das Schweigen. Da komm ich her.

Ich bin 68er: Vom Dorf in die Weltstadt – vom Regen in die Traufe. Unter den Talaren Muff von 1.000 Jahren. Wissen wollen lernen, Fragen stellen und zu sprechen lernen nach all dem Schweigen. Mehr noch: „Nein!“-Sagen lernen. Dies war fĂŒr mich der wichtigste zivilisatorische und persönliche Fortschritt dieser Zeit: Ungehorsam zu lernen. Das Recht dazu haben, mitunter auch die Pflicht. Geschichte neu lernen und neue Begriffe und Deutungen fĂŒr sie: Faschismus, Kapitalismus, Antisemitismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie
 Daraus Haltungen formen, Orientierung also fĂŒr Ziele und manchmal auch fĂŒr das Tun.

Ich bin auch: Privilegiert, nĂ€mlich mĂ€nnlich, weiß, so mittel gebildet. Ich bin mit dem einen gescheitert, mit dem anderen erfolgreich gewesen. Werde geschĂ€tzt oder belĂ€chelt. Weiß vieles und vieles gar nicht. Bin stolz auf dies, voller Zweifel in Bezug auf das. Ich bin Vater, ich bin Opa. Ich bin noch vieles mehr…

Heute bin ich Opa (gegen Rechts): Ich bin direkter Nachkomme der Generation von MĂ€nnern und Frauen, die die schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit begangen haben. Verbrechen gegen die Menschheit. Meine Kinder fragen: waren unsere Großeltern Nazis? Ich freue mich, dass sie fragen. Ich beobachte, wie – nicht nur im Inneren des Landes und nicht nur in diesem Land – systematisch ausgehöhlt wird, worum ich als eigene Haltung gerungen habe: SolidaritĂ€t, Demokratie, Antirassismus, Gleichberechtigung.

Ich weiß genau: Dass die Verbrechen der deutschen Nationalsozialisten beendet wurden, ist dem Sieg der VerbĂŒndeten ĂŒber Deutschland zu verdanken, den Franzosen, Briten, Amerikanern, vor allem den Russen. Ihnen danke ich! Ich danke auch den Gewerkschaftern, den Kommunisten, den Sozialdemokraten, und allen anderen, die im Widerstand ihr Leben riskiert und oft geopfert haben. Sie, sofern sie ĂŒberlebt haben, und natĂŒrlich die Überlebenden aus den Konzentrationslagern wurden am 08.05.1945 befreit. FĂŒr die meisten Deutschen war das Kriegsende eine Niederlage, schlimmer noch: eine Kapitulation, also eine Unterwerfung gegen ĂŒberlegene Gewalt. Keine Einsicht, nicht Befreiung. Wo soll da Verstehen, Reue und SĂŒhne Platz finden? Da blieb nur Schweigen.

Ich fordere: Gegen das Schweigen und gegen das Vergessen und als Ausdruck einer Haltung: 

Der 08.Mai soll als „Tag der Befreiung“ Feiertag werden!

 

Tag der Befreiung und was er heute bedeutet

Von Petra S.

Nun, bevor ich eine Antwort darauf gebe, was dieser Tag fĂŒr mich heute bedeutet, muss ich mir ebenso die Frage stellen, was er mir allgemein bedeutet, denn ohne diesen 08. Mai 45 wĂ€re das „Heute“ nicht so wie es ist. DarĂŒber sollten wir uns alle sehr bewusst sein.

Ich bin 16 Jahre nach Kriegsende geboren. Mit meinem zeitlichen Abstand schaut man auf diesen Tag weder mit großen Emotionen noch mit gelebten Erfahrungen und gleichwohl hat die Zeit als auch der 08. Mai 1945. mein Leben nachhaltig beeinflusst. Wie viele Kinder meiner Generation hatte ich Eltern, die die Zeit des Nationalsozialismus mit allen Schrecken und Facetten erlebt haben. So etwas prĂ€gt auch nachfolgende Generationen. Und obwohl beide Elternteile emotional anders mit ihrem Leben inmitten eines Krieges umgegangen waren, erschien mir jedoch dieser Tag der Befreiung fĂŒr beide gleichermaßen wichtig gewesen zu sein. Ich selbst hingegen hatte kein so richtiges GefĂŒhl fĂŒr diesen 08.Mai 45. Es war eher eine Geschichte unter vielen, die ich als Kind und Heranwachsende öfter als mir lieb gewesen war erzĂ€hlerisch aufgezwungen bekommen hatte. Das Bewusstsein, um diesen Tag wuchs von Jahr zu Jahr und irgendwann entstand so etwas wie eine leise Liebesbeziehung daraus.

Geschichte ist leider nie vorhersehbar. Der 08. Mai ist somit ebenso Zufall, wie der 07. (Pearl Harbour), der 11. September (Twin Towers NY) oder andere geschichtliche Daten. Das irre und witzige an all diesen Daten ist fĂŒr mich persönlich, dass ich private und schöne Ereignisse damit verbinde. Meine Tochter wurde am 07. Dezember geboren, mein Ă€ltester Sohn am 08. Mai und ich selbst habe am 11. September Geburtstag und dennoch komme ich nie drumherum mich auch an deren geschichtliche Bedeutung zu erinnern.

Seit 75 Jahren verbinden wir also mit dem 08. Mai den Tag der Befreiung.  Ist er es wirklich? FĂŒr mich und Millionen andere Menschen mit Sicherheit. Ohne den Sieg der Alliierten ĂŒber Hitler- Deutschland, ohne die Ereignisse, die zuvorgeschehen waren, wie D-Day am 07. Juni, (ĂŒbrigens mein kirchlicher Hochzeitstag) wĂ€ren wir nicht die Menschen, die wir heute sind und sein dĂŒrfen. So viel muss jedem bewusst sein. Die Kapitulation Deutschlands war fĂŒr viele Menschen, rund um den Globus, eine Erlösung, ein Befreiungsschlag vom Joch der Nationalsozialisten und ein Tag des Jubelns. Aber ebenso war es, fĂŒr die ewig verbohrten und „wahren AnhĂ€nger „des totalitĂ€ren und menschenverachtenden Regimes eine herbe Niederlage und ganz sicher kein Grund zum Freuen.

Heute, sind wir um das Wissen reicher, dass, hĂ€tten wir den Krieg nicht verloren und Gott sei Dank haben wir ihn verloren, wir nicht in einem freien Deutschland und in einer freien Welt leben dĂŒrften. Es gĂ€be keine Meinungsfreiheit, keine Vielfalt an Nationen, die lieber ein Miteinander als ein Gegeneinander wollen und keine Welt, wie wir sie heute kennen. Selbstredend ist mir bewusst, dass die Ansichten ĂŒber den 08. Mai regional unterschiedlich sind. Die Kapitulation Deutschlands brachte auch deren Teilung mit sich. Es fehlt mir nicht an menschlichem und politischem VerstĂ€ndnis fĂŒr die EinwĂ€nde manch frĂŒheren Ostdeutscher zu diesem Tag. Dennoch Ă€ndert es nichts an meiner Ansicht. Jeder wird von dem politischen System geprĂ€gt, in das er hineingeboren wird. Meines war freiheitlich und demokratisch. Der Zufall wollte es, dass die Stadt in der ich vor 58 Jahren das Licht der Welt erblickte zur englischen Besatzungszone gehörte. Dass, der Russe damals östliche Teile besetzte war gewollt und legitim. Viele damalige Sozialisten und Kommunisten begrĂŒĂŸten den Sozialismus und die Aussicht einen völlig neuen und fĂŒr alle gerechten sozialistischen Arbeiter – und Bauernstaat zu errichten euphorisierte viele. Was dann ĂŒber die Jahre daraus geworden ist und sich entwickelt hat, hĂ€tte man vielleicht schon frĂŒher erkennen und doch nichts dagegen unternehmen können.

Meine Welt und politische Bildung waren eine vollkommen andere, als die im Osten. Willy Brand und Helmut Schmidt waren maßgeblich an meiner politischen Bildung beteiligt. Ein Leben lang werde ich beiden dankbar dafĂŒr sein, dass sie kritisch und sozial, wenn auch nicht immer ganz umstritten Deutschland, mich und eine ganze Generation junger Menschen geprĂ€gt haben. Das Erbe meiner Elterngeneration, das Wachsen unserer Demokratie, die Begriffe Freundschaft und Gleichheit, und der erste Artikel unserer Verfassung,“ die WĂŒrde des Menschen ist unantastbar“ bleiben unumstritten in meinem GedĂ€chtnis bestehen. Der 8. Mai ist ein „GlĂŒckstag“ fĂŒr die gesamte Welt und ebenso ein Mahnmal dafĂŒr, dass sich Menschen aufgrund ihrer Religion, ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Lebensanschauung und ihres gesundheitlichen Zustandes nie sicher fĂŒhlen konnten, verfolgt und millionenfach getötet wurden. Etwas, was nie wieder passieren darf und doch scheint es dieser Tag, in den Köpfen mancher unverbesserlichen AnhĂ€nger brauner Gesinnung leider wieder salonfĂ€hig zu werden.

All das plus die jĂŒngsten politischen Ereignisse, der stetig wachsende Rechtspopulismus , die Uneinigkeit in der EU, was die FlĂŒchtlingsfrage und deren menschenwĂŒrdige Behandlung und Unterbringung angeht, sind und waren die MotivationstrĂ€ger dafĂŒr mich den „ Omas gegen Rechts“ anzuschließen.

Es darf nie wieder einen Tag der Befreiung geben – weder morgen noch irgendwann!

 

Gedenktag 8. Mai in Deutschland

Von Rainer B.

Den 8. Mai 1945 erlebte ich als fünfjĂ€hriges Kind. Meine Erinnerung reicht soweit zurück, in der ich noch immer die einrollenden Panzer im Dorf meiner Mutter, wo sie sich sicherer fühlte als in der Großstadt in Westfalen, vor Augen habe. Ich

Den 8. Mai 1945 erlebte ich als fünfjĂ€hriges Kind. Meine Erinnerung reicht soweit zurück, in der ich noch immer die einrollenden Panzer im Dorf meiner Mutter, wo sie sich sicherer fühlte als in der Großstadt in Westfalen, vor Augen habe. Ich erinnere mich noch an das Heulen fallender Bomben und an brennende HĂ€user. Und dann endlich sah ich der Entwaffnung von Wehrmachtssoldaten und deren Gefangennahme zu. Und ich erinnere mich noch, dass mein Großvater, der Vater meiner Mutter, das erleichtert kommentierte. Was er sagte, weiß ich nicht mehr, aber die erlöste Stimmung in der Familie ist mir noch gegenwĂ€rtig.

In diesem Sinne wurde ich erzogen und als pubertĂ€rer Junge suchte ich mir gleichgesinnte Freunde, die ich in dem Verein Volkssternwarte in Hagen fand. Neben der BeschĂ€ftigung mit der Astronomie gab es auch oft Gelegenheiten für abendliche GesprĂ€che mit dem erfahrenen Vorsitzenden des Vereins über Sozialwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und deutsche Geschichte. Bei diesen Gelegenheiten festigte sich meine Überzeugung, dass die Nachkriegsentwicklung die Teilung Deutschlands festigte, satt das Land zu einer Einheit zu führen. In der Konsequenz war für mich die entstandene DDR ein eigenstĂ€ndiger Staat wie West-Deutschland.

Als dann 1956 der Krieg um den Suez-Kanal ausbrach, war ich erleichtert, dass es die Sowjet-Union es war, die die Kriegsparteien Frankreich und Großbritannien zur Umkehr zwang und damit Ägypten das Recht zugestanden wurde, über eigenes Territorium zu verfügen. In der Schule erntete ich mit meiner Meinung SchmĂ€hungen und Verachtung. Das aber nicht nur damit. Mit meinen Erinnerungen über das Kriegsende und den damit verbundenen Emotionen in meiner Familie, war der 08. Mai für mich schon von Anfang an ein Tag der Befreiung. Damit versteckte ich mich nicht – z.B. in meiner Jugendorganisation der Christlichen Pfadfinder. Zustimmung erntete ich nicht. Erst Jahrzehnte spĂ€ter, als der BundesprĂ€sident Richard von WeizsĂ€cker in einer Rede zum 08. Mai von der bundesdeutschen Staatsdoktrin der Kriegsniederlage abrückte fühlte ich endlich eine BestĂ€tigung meiner persönlichen Ansichten – auch über die Ursachen des Kalten Krieges. BundesprĂ€sident Richard von WeizsĂ€cker bekam nicht ungeteilte Zustimmung – im Gegenteil: er wurde angefeindet. Und es dauerte noch einmal bis in die heutigen Tage hinein, dass sich in Deutschland eine deutliche Stimme für die Auffassung entwickelte, dass der 08. Mai ein Tag der Befreiung war, ein Tag, an dem die Alliierten – die UdSSR, Großbritannien und die USA – gemeinsam dem Nazi-Regime Deutschlands die Niederlage bereiteten.

2020 können – müssen – wir den 08.Mai von zu Hause aus feiern und gedenken. Gerade heute, in Zeiten einer heraufziehende weltweiten Wirtschaftskrise, brauchen wir Gedenken und Erinnerung mehr denn je. UnmĂ€ĂŸig verstĂ€rkt durch die Corona-Krise sind international Millionen von Menschen in die Arbeitslosigkeit oder in die Kurzarbeit gezwungen worden – Menschen , die um ihre wirtschaftliche Existenz bangen und Millionen, die Angst haben vor einem Kollaps des Gesundheitssystems.

Aber schon vor der Corona-Krise waren es Millionen, die arbeitslos, die prekĂ€r beschĂ€ftigt waren und sich Sorgen um ihre Existenz machten. Das war nicht gerecht und ist es in der Corona Krise erst recht nicht. Ja – die Corona-Krise hat die Probleme des aktuellen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems nicht verursacht – Corona verstĂ€rkt sie lediglich und macht sie uns bewusst.

Schmeißen wir das aktuelle Wirtschafts-und Gesellschaftssystem auf den Müllhaufen der Geschichte, überwinden wir 75 Jahre fehlgesteuerte Entwicklung Deutschlands, geben wir dem 08. Mai die Bedeutung, die ihm gebührt und entwickeln wir gemeinsam ein gerechtes und nachhaltiges Wirtschaftssystem, das allen Arbeit, Wohlstand, soziale Sicherheit und ein umfassendes und fortschrittliches Gesundheitssystem garantiert.

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