<< zurück | Post ID # 10212 | 19.11.2023

Buxtehude: Vortrag Völkisches Gedankengut in der Lüneburger Heide

Nachlese zur Veranstaltung vom 17.11.2023

Aufklärung und Widerstand:
Ex-Pastor Martin Raabe warnt vor rechten Siedlern im Norden Deutschlands
Ein bewegender Abend in der St. Paulus Gemeinde

Zusammen mit den OMAS GEGEN RECHTS Buxtehude hatte die Pauliz Gemeinde am 17.11.2023 den ehemaligen Pastor Martin Raabe eingeladen, um gemeinsam mit ihm für aktives Eintreten gegen rechte Ideologien zu werben und mutig Widerstand zu leisten.

Pastor Raabe berichtete über die Verbreitung des völkischen Gedankenguts in der Lüneburger Heide. Seine Erfahrungen und seine Entschlossenheit bieten eine inspirierende Grundlage, um diesen antidemokratischen Bewegungen entgegenzutreten und für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft einzustehen.

Die > Initiative “beherzt”, die von Raabe ins Leben gerufen wurde, setzt sich aktiv gegen die Ausbreitung rechter Ideologien in abgelegenen Gegenden ein.

In seinem eindrucksvollen Vortrag warnte er eindringlich vor den Gefahren der rechten Siedler, die gezielt Höfe aufkaufen, um antidemokratische Strukturen in den ländlichen Gegenden zu etablieren und rechtes Gedankengut zu verbreiten. “Diese Leute denken langfristig und haben die Perspektive einer anderen Gesellschaft, die sie konsequent verfolgen. Das wollen wir nicht!“, rief Raabe aus.

Aktuell gibt es 120-150 größere völkische Sippen – z.T. bereits in der 3. Generation – in der Heide, sprich in Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern. Sie sind u.a. erkennbar an der gehissten Reichskriegsflagge, die zu besonderen Tagen gesetzt ist, z.B. am 23.05. auf Halbmast (Tag des Grundgesetzes) oder am 18.01. auf Vollmast (Tag der Reichsgründung).

Darüber hinaus liegen vor vielen Höfen in der Heide große Findlinge – ist darauf eine sogenannte “Wolfsangel” zu erkennen, deutet dies auf völkisches Gedankengut hin, da dieses Symbol von SS-Gruppen missbraucht wurde. Aber auch die “Lebensrune” kann als Zeichen völkischen Denkens gedeutet werden. Sie war u.a. das Zeichen der nationalsozialistischen Apotheker und ist heute noch an einzelnen Gebäuden erkennbar.

Anm. der Red. – mehr zu faschistischen Symbolen findet sich u.a. hier:
> Verfassungsschutz: Rechtsextremistische Symbole
> Wikipedia: Wolfsangel
> taz.de/Faschistische-Symbole-erkennen/!5512652/
> Pol. Bildung Brandenburg: Extrem rechte Symbole

Besorgt äußerte sich Pastor Raabe über das gesellschaftspolitische Weltbild der völkischen Siedler, das nicht nur rassistisch, sondern auch frauenfeindlich sei. “Wollen wir wieder Frauen, die zurück an den Herd geschickt werden? Dieses Frauenbild ist grauenvoll, es ist ein Schritt zurück in die Steinzeit“, fügte er hinzu.

Auch die Kinder dieser Siedler bereiteten Raabe große Sorgen, „da sie hart erzogen werden und wenig Raum zur Entfaltung haben“.

Zwar hat der Verfassungsschutz die völkischen Siedler im Blick, doch ihre genaue Zahl bleibt unbekannt. Allein der sogenannten Anastasia-Bewegung lassen sich ca. 250.000 Menschen zuordnen – und das ist nur eine Gruppe neben den Reichsbürgern, den Atamanen, etc.

Raabe warnte eindringlich vor der Ideologie dieser Gruppen, die nicht nur rückwärtsgewandt agieren, sondern auch eine Bedrohung für die Freiheiten und Errungenschaften der demokratischen Zivilisation darstellen.

In ländlichen Gebieten gestaltet sich die Situation besonders komplex. Raabe betonte, dass viele Menschen sich vor der Konfrontation mit rechten Nachbarn fürchten und sozial isoliert werden, was einen offenen Dialog verhindert. Dies wiederum ermöglicht Familien mit rechter Gesinnung, Veranstaltungen zu organisieren und Einfluss zu gewinnen.

Als Antwort auf diese Entwicklung setzt das > Bündnis “beherzt” ein mutiges Zeichen: Kreuze an den Häusern sollen verdeutlichen, dass rechtes Gedankengut in dieser Gemeinschaft keinen Platz hat.

Aktuell hat die Gruppe „beherzt“ rund 500 Sympathisanten, aber nur Raabe tritt als Unterzeichner auf. Raabe hofft, dass diese Aktion andere dazu inspiriert, ebenfalls Stellung zu beziehen und sich gegen die Verbreitung rechter Ideologien zu engagieren.

Der Vortrag von Martin Raabe war mehr als eine Warnung; er war ein Aufruf zur Solidarität und zum Widerstand gegenüber einer Ideologie, die die Grundprinzipien einer offenen und toleranten Gesellschaft bedroht.

Die Veranstaltung fand großes Interesse auch in der Presse.

Anbei mit Genehmigung ein Vorab-Artikel, der hier erschienen war:
tageblatt.de/Nachrichten/Pastor-warnt-vor-voelkischen-Siedlern-auf-dem-Land-354194.html
sowie weitere Bilder der Veranstaltung.

OMAS GEGEN RECHTS Buxtehude
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