<< zurück | Post ID # 11646 | 22.01.2024

Nachlese: Salo Muller – Keine Entschädigung der Deutschen Bahn AG

Nachtrag: die Unterschriftenliste findet Ihr > hier (klick)

Am 21. Januar fand die Veranstaltung

Salo Muller: „Nur wer zahlt, meint es ernst!“
Der Kampf um Entschädigung durch die Deutsche Bahn AG

in Hamburg statt (die Einladung war => hier in den Terminen)

Wir freuen uns, den Bericht einer Teilnehmerin veröffentlichen zu dürfen. Uns hat besonders erschüttert, dass sich niemand zuständig fühlt, für das “Zur-Kasse-Bitten” der Vertrieben und Deportierten (an sich schon perfide genug) die Verantwortung oder wenigstens einen Ausgleich vorzunehmen, aber lest selbst:

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21.01.24 – Auschwitz Komitee – Hamburg

Gegen das Vergessen – gemeinsame Veranstaltung des Auschwitz-Komitees und des AK Distomo zum 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945

Salo Muller, geb. 1936 in Amsterdam, Shoah Überlebender durch den mutigen Einsatz des niederländischen Widerstands.

Den ersten Teil der Veranstaltung berichtete Salo (Salomon) Muller von seiner Kindheit und der Deportation seiner Eltern.

Eine bewegende und erschütternde Geschichte eines so jungen Menschen, der viel zu früh seine Eltern und seine Kindheit verlor. Auf seiner Flucht war er in 9 verschiedenen Verstecken untergebracht, nur im letzten hat er scheinbar wirkliche Fürsorge und emotionale Wärme erfahren.

Er hat in Holzkisten auf Stroh schlafen müssen, eingesperrt in einem Raum, an dessen Tür er klopfen sollte, wenn er “müsse”. Doch so oft hörte niemand sein Klopfen. Er bekam Asthma. Durch die von Urin getränkte Schlafunterlage entwickelte er Ekzeme. Keine Umarmung, kein Schlaflied, keinen Gute-Nacht-Kuss.

In einem anderen Versteck auf einem Bauernhof wurde er im flachen Zwischenboden versteckt. Immer wenn samstags die Gestapo kam wurde er dort hinein geworfen. Wenn er Glück hatte, landete er auf dem Rücken – wenn nicht, traf der harte Boden sein Gesicht. Dort harrte er dann, zwischen Ratten und Exkrementen, bis zu 12 Stunden aus.

In den Verstecken, in denen auch die Kinder der Familien wohnten, durfte er nicht mit dem Spielzeug der anderen Kinder spielen. Er sagt, seine Kindheit begann eigentlich erst im Alter von 10 Jahren, als der Krieg endlich ein Ende nahm.

Von 1959 bis 1972 arbeitete er als Physiotherapeut für Ajax Amsterdam.
Er hat eine Frau, zwei Kinder und 7 Enkel:innen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um das Hauptthema: Die Entschädigungszahlungen der Deutschen Bahn.

70 Verwandte Salo Mullers, so auch seine Eltern, wurden mit der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz ins KZ und in den unausweichlichen Tod deportiert.

Pro Kilometer verlangte die Reichsbahn den Vertriebenen (galt auch für Kinder) 40 Reichspfennig ab und machte dadurch einen Gewinn von 445.000.000 Reichsmark.

Ohne das Massentransportmittel Deutsche Reichsbahn wären die millionenfachen Deportationen nicht möglich gewesen.

Den Kampf um Entschädigung hat Salo Muller nach 3 Jahren bei der Niederländischen Bahn (Nederlandse Spoorwegen) gewonnen.

Die Deutsche Bahn allerdings stellt sich quer.

Auch Angela Merkel fühlte sich nicht verantwortlich, betonte ihren Abtritt und verwies an die nachfolgende Regierung.

Auf den 1. Brief Salo Mullers, zur Kontaktaufnahme mit der Deutschen Bahn, bekam er nicht einmal eine Antwort.

Auf den 2. Brief, verfasst von seinem Anwalt, antwortet die DB, sie könne keine Schadenszahlungen leisten. Außerdem hätte sie ja bereits auch schon für Zwangsarbeiter gezahlt und sah sich damit fernab irgendeiner Pflicht.

Die Deutsche Bahn IST! Rechtsfolgerin der Deutschen Reichsbahn und entzieht sich dennoch jeglicher Verantwortung mit den Worten: “Wir haben nur die Gelder übernommen, nicht die Schulden!”

Salo Müller und sein Anwalt Martin Klingner kämpfen weiter, denn: Nur wer zahlt, meint es ernst!

Er dankte allen Anwesenden und freute sich über den vollen Saal.

Begleitet wurde die Veranstaltung durch die bewegende Musik von A Mekhaye

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Ein Presse-Echo zu einem älteren Vortrag von Salo Muller (der leider nichts von seiner Aktualität verloren hat) gibt es auch => hier beim MDR: Deportationen in den Tod: Wie stellt sich die Bahn ihrem nationalsozialistischen Erbe?

P.S. – die Unterschriftenliste zur Aktion findet Ihr > hier

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