Bremen: Stolpersteinverlegung in der Parkstrasse
Stolpersteinverlegung in der Parkstrasse 31 in Bremen am 22.10.24
Am 22.10 kamen etwa 30 Personen zur Verlegung von zwei Stolpersteinen vor dem Haus, in dem eine der Bremer OMAS GEGEN RECHTS lebt.
Obwohl die kleine Zeremonie schon um 10:15 vormittags stattfand, waren aufgrund einer Info an Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde und vor allem an die OMAS, erstaunlich viele Personen erschienen. In einer berührenden kleinen Aktion wurde an die beiden ehemaligen jüdischen Bewohner erinnert* und bei heißem Tee und Kaffee, süßen Naschereien und OMAS GEGEN RECHTS – Keksen wurden die Stolpersteine von den Fachkräften des Bauhofes Bremen mitten in das Pflaster eingelassen.
Herr Christoffersen beschrieb das weitere Schicksal der Bremer Jüdinnen und Juden während und nach der Deportation nach Minsk. Das Naziregime hatte die Menschen auf perfide Weise getäuscht.
Weitere Stolpersteine wurden noch an diesem Tag und auch am 23.10. verlegt. Darunter auch der achthundertste Stolperstein. Es wurde darüber in „Buten un Binnen“ berichtet:
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/stolperstein-familie-terberg-bremen-100.html
Die Rosen auf den Steinen sind noch nicht verwelkt und die Teelichter in gläsernen Behältern brannten noch lange.
OMAS GEGEN RECHTS Bremen
Kontakt: omasgegenrechts-bremen@web.de
*F.P. verlas folgenden Text zu den Fragen:
Wer waren die früheren Bewohner der Parkstrasse 31?
Was ist aus ihnen geworden?
Frieda Hein geb. Ries und Adolph Hein bewohnten das Haus von 1926 bis 1933.
Adolph Hein war der Sohn eines Ehepaares aus Hattingen. Sein Vater, Heinemann Hein, war langjähriger Vorsteher der jüdischen Gemeinde dort gewesen und zum ersten jüdischen Stadtverordneten gewählt worden. Frieda Hein kam aus einer Kaufmannsfamilie aus Bremen. Ihre Mutter, Cäcilie Ries, führte das Agentur-und Kommissionsgeschäft nach dem Tod ihres Mannes weiter. 1905 heirateten Frieda und Adolph und lebten im eigenen Haus in der Parkstrasse 31.
Adolph Hein gründete das Konfektionsgeschäft Adolph Hein &Co, dass er 1930 aus wirtschaftlichen Gründen wieder schließen musste. Die Wirtschaftskrise und das in direkter Nähe eröffnete Kaufhaus Brenninkmeyer waren wohl die Gründe dafür. Bis in den Februar 1939 arbeitete Adolph Hein als Handelsvertreter. Durch die „Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ begann der Boykott jüdischer Geschäfte.
1933 verkaufte das Ehepaar das Haus und zog in die Schillerstrasse 32. In der Progromnacht wurde auch Adolph Hein verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Nachdem er nach Bremen zurückgekehrt war, mussten Frieda und Adolph Hein in das Judenhaus Bornstr. 5 umziehen. Von dort wurden sie am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert, wo sie entweder den unmenschlichen Lebensbedingungen des Ghettos erlagen oder einer der Massenmordaktionen zum Opfer fielen. Nach ihrer Deportation wurden Mobiliar und Einrichtungsgegenstände von der Gestapo beschlagnahmt und vom Wirtschaftsamt versteigert. Der Erlös ging an das Deutsche Reich.
Ihre Tochter Ilse-Philippe gelang es nach Rhodesien (Zimbabwe) zu flüchten. Sie heiratete dort Heinz Goldschmidt.
F. P. und A.G.