Stade: Bericht Winter 2024/25
OMAS GEGEN RECHTS Stade / Was wir so machen
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, haben sich im Herbst die Menschen in ihre Wohnungen zurückgezogen, es sich drinnen kuschelig gemacht, den lieben Gott einen guten Mann sein gelassen, den Großmutterstuhl ans Fenster gerückt, die Füße hochgelegt und den Gestirnen beim Wandern zugeschaut.
Diese Idylle, falls es sie je gab, ist passé. Zurücklehnen ist nicht (mehr). Wir haben gemeinsam eine Demokratie zu verteidigen, damit es auch nach uns in Frieden, Freiheit und Zusammenhalt weitergeht.
Wir OMAS aus Stade waren recht rege in diesem deutschen Herbst 2024:
„In Bewegung für Demokratie“ hieß die Veranstaltung vom Verein Ankerplatz Stade und Sportjugend im Oktober. Ein ungewöhnliches und ungewöhnlich anregendes Konzept. Ein kleines Fußballturnier zwischen Schülern verschiedener Stader Schulen, daneben Gelegenheit, mit Politik im weitesten Sinne in Berührung zu kommen. Und, noch ungewöhnlicher: die Kinder und Jugendlichen aus allen Schulbereichen zwischen Gymnasium, Berufsbildung und Förderschule konnten Politiker befragen und wurden ihrerseits befragt, nach ihrer Meinung zu Politik und Demokratie, ihren Erfahrungen, ihren Wegen der Informationsbeschaffung. Und wir mit unserem Omamobil-Bollerwagen, vollgestopft mit Büchern, Buttons und Flyern, mittenmang. – Wie sich zeigt, kann in den meisten Schulformen von einer ernsthaften historisch-politischen Bildung wenig gesprochen werden und es bleibt weitgehend der persönlichen Initiative überlassen, ob politische Bildung zu aktuellen Themen geleistet werden kann oder nicht. Bemerkenswert auch und ein Grund zum Umdenken ist, dass viele Schüler hier vor Ort zum ersten Mal einen leibhaftigen Politiker zu Gesicht bekamen. – Es war schon so, dass wir auf die jungen Menschen zugehen mussten, aber dann gab es keine Berührungsängste und wir kamen gut ins Gespräch. Die Literatur zum Thema, die wir zum Vorzeigen dabeihatten, fand übrigens erstaunlich reges Interesse, nicht nur bei den „Erwachsenen“.
Der November hat uns Stader OMAS kräftig durchgerüttelt und das lag nicht allein an der politischen Entwicklung:
Anfang November feierten wir unser Gründungsfest. Fünf Jahre Stader OMAS. Und wir haben gefeiert, oh ja! Einen Abend lang geschlemmt, gesungen und in Erinnerungen geschwelgt, was das Zeug hielt. Zahlreiche OMAS von unserer Gruppe waren dabei, auch aus befreundeten Gruppen in Buxtehude, Cuxhaven, Hemmoor, Worpswede kamen OMAS zu Besuch. Wir wurden reich beschenkt und haben, nicht zuletzt, jetzt ein eigenes Maskottchen, unsere OMA Rosa! Ein liebevolles Dankeschön für alles und an alle, die dieses Fest so möglich gemacht haben.
Fast zur gleichen Zeit erfuhren wir, dass nach mehreren gesundheitlichen Schicksalsschlägen unsere Mit-OMA Christiane diese Welt verlassen hat. Als ein sehr aktives und geschätztes Mitglied der Gruppe hat sie, so empathisch wie energisch, viel zum Zusammenhalt der Gruppe beigetragen. Es ist uns schwergefallen, danach zur politischen Tagesordnung zurückzufinden.
Am 9. November hielten wir zum Gedenken an die Pogromnacht 1938, die die systematische Judenvernichtung einleitete, eine Mahnwache in der Stader Innenstadt. NIE WIEDER IST JETZT!
Unser Stand in der vorweihnachtlichen Stader Innenstadt im Dezember brachte uns überwiegend erfreuliche Erlebnisse. Wir hatten Lust auf Schmücken, Schmücken und nochmals Schmücken, und die Vorübergehenden waren in durchaus freundlicher Stimmung (sieht man einmal von denen ab, denen nie etwas recht genug ist). Wir verschenkten Kekse, sie beschenkten uns mit „Backhilfen“.
Pünktlich zu den Feiertagen bekamen wir einen Instagram-Account: www.instagram.com/omasgegenrechts.stade. Was mehr kann der Mensch wollen.
Und wenn ihr jetzt glaubt, wir setzen im neuen Jahr den Großmutterstuhl ans Fenster, legen die Füße hoch und dösen, s. o., – ja, Pustekuchen.
Etliche von uns sind in diesen Wochen vielerorts emsig unterwegs und zeigen den Herren und Damen von der Ihr-wisst-schon-wer-Partei, dass sie unter Beobachtung stehen.
Am 27. Januar, dem Tag der Opfer des Nationalsozialismus, putzen wir wieder Stolpersteine in der Stader Innenstadt.
Am 30. Januar beginnen wir mit unseren Informationsständen am Stader Pferdemarkt, jeweils donnerstags von 11 bis 13h.
Selbstverständlich unterstützen wir die Hamburger OMAS am Samstag, 31. Januar, bei ihrer großen Menschenkette. Wie hieß das gleich, damals, als wir noch fast Spontis waren? KOMMT MASSENHAFT!
Und selbstverständlich unterstützen wir nach wie vor die Mahnwache in Harsefeld. Immer am ersten Samstag im Monat, von 11.45 bis zum Ende des Mittagsläutens. Three Cheers für das Organisationsteam, das es so lange schon schafft, diese Mahnwache Monat für Monat zu organisieren.
Und selbstverständlich beteiligen wir uns am bundesweiten OMA-Aktionstag am 8. Februar. Hingucken!
Wir OMAS sind die, die die Demokratie in unserem Land, die auf Recht, Gerechtigkeit und Teilhabe beruht, mit aufgebaut haben. Wir OMAS haben als junge Frauen mit dafür gekämpft, dass die alten Nazischergen endlich, endlich ihren öffentlichen Einfluss verloren. Unsere Generation hat viel Kraft gebraucht, um wenigstens den Anspruch auf gleichberechtigtes Miteinander von Mann und Frau zu etablieren. Wir haben mit unserer Arbeit erreicht, dass unsere Kinder und Enkel ungeteilten Zugang haben zu allem, was für ihre Bildung, ihre Ziele und ihr Lebensglück notwendig ist. Und WIR lassen uns das nicht wegnehmen von kleinkarierten, ideologisch verpeilten blauen Jungs, die sich auch noch fernsteuern lassen von gelangweilten Milliardären irgendwo auf der Welt. Dafür kämpfen wir. À propos blaue Jungs: Auf der Landesliste der NRW-AfD zur Bundestagswahl kandidiert bei 40 Plätzen sage und schreibe 1 (in Worten: eine) Frau. Und die gehört zur Höcke-Garde. Mal ehrlich: Die sind doch keine Alternative für irgend etwas.
Wir Stader OMAS stehen für ein Deutschland
- der Vielfalt und der Meinungsfreiheit
- mit einer wehrhaften Demokratie
- der selbstbestimmten Frauen und Mütter
- der Chancengleichheit für jeden
- in dem Kinder alles sein können
- in dem nicht die anderen definieren, wer zu einer Familie gehört
- der gesellschaftlichen Teilhabe und sozialen Gerechtigkeit
- mit Zivilcourage und Zusammenhalt
- in dem „Rückwärts“ keine Option ist.
So!