omapodcast.de #15: Nachlese zur Hamburger Menschenkette und die Rede von Dörte
Unser > omapodcast.de Folge 15 zum Hören (> klick) und hier zum Lesen:
Was war das für eine Woche bitte?
Der Bundestag wird zur Theaterbühne und das Stück, was gespielt wird, findet nur wenig Begeisterung.
Wir können nur noch betonen: Hört doch endlich auf die OMAS, wir haben es Euch alles schon seit Jahren gesagt.
Jetzt sind die Menschen, jetzt sind wir auf der Straße, nochmal lauter und deutlicher als letztes Jahr, und wir sind VIELE. Hunderttausende haben sich sichtbar gemacht für unsere Demokratie. Und es ist wichtig, dass alle, die auf der Straße sind, auch noch alle anderen mitbewegen, dann auch zur Wahl zu gehen.
Aber auch Schilder hochhalten, miteinander feiern für Demokratie, Aufstehen gegen Rechts – das alles ist wichtig und hilft gegen die gefühlte Ohnmacht und Angst vor dem, was da auf uns zukommt. Und genauso geht das – gemeinsam Aufstehen, nicht Wegsehen, deutlich auf der Straße und im Alltag sagen: “Nicht mit UNS.”
Auch in Hamburg bei der Menschenkette am Freitag wurde genau das getan. Es wurde ein Zeichen gesetzt gegen Rechts und für ein buntes, friedliches Miteinander. Und wir können es nur nochmal voller Stolz sagen:
Diese Menschenkette wurde Ihnen präsentiert von den OMAS GEGEN RECHTS Hamburg!
Das geht in den Medien aktuell – wie so vieles andere – leider unter: Die Menschenkette Hamburg mit (nach aktuellen Zahlen) 25.000 Teilnehmenden war die größte von den Hamburger OMAS GEGEN RECHTS organisierte Aktion.
Ein dickes Lob und Dankeschön nach Hamburg – oder, wie es so schön Neudeutsch heisst: “Liebe geht raus an die Elbe!”
Darum lassen wir an dieser Stelle nochmal Maja von den OMAS Hamburg-Süd zu Wort kommen:
Transkript des Beitrags von Maja
Ich bin Maja, eine der Organisatorinnen von der Menschenkette Hamburg vom 31.1.2025.
Wir waren ein fünfköpfiges Team, das den Schlachtplan und die Grundrisse entworfen hat. Und wir haben immer über die Koordinierungsgruppe mit den anderen Gruppen in Hamburg kommuniziert. So waren zum Beispiel auch die Streckenposten aus allen Hamburger Gruppen und die Beiträge am Rande der Demo von den anderen OMA Gruppen: Der Chor, die gestellte Brandmauer, die Demokratie-Performance und so weiter, die Trommlergruppe. Und wir haben auch alle sieben Gruppen aus Hamburg auf der Bühne vorgestellt. Es war uns sehr wichtig, dass die Leute eben auch sehen, dass die Omas nicht einfach nur so ein undefinierter Begriff sind, sondern dass da viele Menschen dahinter stehen und dass jede Gruppe so ihre Spezialität hat.
Wir hatten 2.500 Menschen angemeldet. Wir brauchten mindestens 2.000, um die Kette rund um das Hamburger Rathaus entlang der Bahnmeile schließen zu können. Und wir waren überwältigt, als die Polizei uns sagte, es seien 22.000 Menschen da. Und dabei kann man immer davon ausgehen, dass dann noch ein paar mehr da sind.
Die Stimmung war überwältigend. Es war eher Partystimmung, trotz der wirklich sehr leidenschaftlichen Reden.
Es war natürlich nicht nur die Hamburger Wahl Thema, sondern auch die Bundestagswahl und vor allen Dingen auch das, was die Merz-CDU in den letzten Wochen gemacht hat. Das hat die Menschen sehr wütend gemacht und auf die Straße getrieben. Was natürlich auch dazu beigetragen hat, dass bei uns dann auch so viele Menschen waren.
Es gab gleich im Anschluss noch wieder eine weitere Demo, wo Leute dann auch noch hingegangen sind. Das ist wirklich fantastisch, was momentan los ist. Aber bei dieser Menschenkette war eben das Besondere, dass so, so viele Menschen da waren – aus allem möglichen Spektrum der Gesellschaft. Ich habe sehr viele Menschen mit Handicap gesehen. Hinter dem Lautsprecherwagen hatte sich eine ganze Gruppe von Menschen im Rollstuhl angesammelt. Wir hatten Gebärdensprachler, so dass die taubstummen Leute vor dem Lautsprecherwagen standen und den Gebärdensprachlern zugesehen haben, wie sie die Reden übersetzt haben.
Die Stimmung war absolut positiv. Die Leute haben gelacht, die haben geklatscht, die sind super mitgegangen. Von den Streckenposten haben mir welche erzählt, dass die Leute auf der Straße getanzt haben. Das war also irre. Insgesamt haben wir wirklich ein sehr positives Feedback bekommen. Auch von Menschen, die uns hinterher immer noch wieder auf der Straße angesprochen haben. Es war ein fantastisches Erlebnis. Bisher die größte Veranstaltung, die wir als Omas in Hamburg auf die Beine gestellt haben.
Ich kann eigentlich nur jeder OMA-Gruppe sagen: Lauft nicht immer nur bei anderen Demos mit. Sicherlich ist es wichtig, dass man sich gegenseitig unterstützt. Aber die anderen können uns auch gut unterstützen und macht auch eigene Veranstaltungen. Das ist unheimlich wichtig. Und auch wenn die Presse noch ein bisschen Problem damit hat, die OMAS als eigenständige Veranstalter zu sehen und sie immer gerne in die Reihe von anderen Gruppen stellt, die werden das auch noch lernen. Wichtig ist: Wir sind sichtbar, wir sind laut und das wird honoriert. Und ich denke mal, wir führen die Menschen damit auch in die richtige Richtung.
Das Tolle bei der Organisation dieser Kette war der Zusammenhalt unter den Omas. Wir haben alle so gut zusammengearbeitet. Wir haben unsere Vorstellungen in die Gruppe gegeben und Informationen beziehungsweise auch Vorschläge aus den Gruppen zurückbekommen. Es haben alle mit angepackt. Also wir hätten ja alleine so viel organisieren können, wie wir wollten. Wenn die anderen nicht mitmachen, bringt das ja nichts.
Und es waren alle super fleißig: Mit Flyer verteilen, mit Infos vergeben, mit Plakaten verteilen. Und das war einfach dieses Zusammengehörigkeitsgefühl – das war auch ganz toll.
Was ich positiv empfunden habe, war auch die Polizei. Die sind eigentlich immer relativ entspannt, wenn sie bei unseren Veranstaltungen sind. Und obwohl eine Fraktionssitzung der AfD im Rathaus war, haben sie die Bannmeile nicht strikt abgesperrt, sondern sie haben den Rathausplatz offen gelassen, so dass die Menschenmassen problemlos überall hinkonnten. Und ich denke mal, das hat auch sehr viel dazu beigetragen, dass es keine Konflikte gab.
Soweit Maja von den OMAS Hamburg-Süd. Wir gratulieren ganz herzlich zu dieser tollen und wichtigen Veranstaltung.
Es gab viele, viele gute Rednerinnen und Redner – so auch eine weitere OMA GEGEN RECHTS: Dörte Schnell, eine der Gründerinnen der Hamburger OMAS. Ihre Rede fand große Beachtung und hier haben wir sie nochmal für Euch zum Nachhören bzw. Nachlesen:
Transkript der Rede von Dörte
Liebe Demonstrationsteilnehmerinnen … Männer sind natürlich mitgemeint.
Die Omas gegen Rechts Hamburg wurden 2018 vor sieben Jahren von vier älteren Frauen gegründet. Die Mehrheit von uns gehört zur Nachkriegsgeneration, aber wenige haben den Krieg als Kind erlebt.
Unsere Eltern erlebten den Faschismus und den Zweiten Weltkrieg. Sie waren Angehörige der NSDAP, Täter, sogenannte Mitläufer, einige auch Widerstandskämpfer oder Opfer. Unsere Eltern waren größtenteils traumatisiert und viele schwiegen, wenn es um die Verbrechen des Dritten Reichs und das Erlebte ging.
Wir Kinder aber wollten Antworten auf unsere Fragen. Eine ganz zentrale Frage, die alle Omas gegen Rechts in ihrer Jugend umtrieb, war, warum habt ihr nichts gegen die Nazis unternommen, als ihr es noch konntet? Antworten wie, wir haben den Schrei als Hitler nicht ernst genommen oder Anhänger der NSDAP haben uns schon weit vor 1933 Angst gemacht, das wollte ich damals nicht hinnehmen, sehe es aber nun in einem ganz anderen Licht. Wir hören Sätze wie diese an unseren Infoständen, wenn es um die AfD geht.
Die Omas gegen Rechts in Ostdeutschland erleben es täglich. Als wir in Leipzig zu einer Demo wollten, wurden wir OMAS von Jugendlichen mit Hitlergruß empfangen und angegriffen. Die Angst, die immer weiter um sich greift, manchmal recht subtil, ist gewollt und für alle spürbar. Besonders für unsere Mitbürger jüdischen Glaubens, Migranten, Sinti und Roma und alle anderen Menschen, die nicht in das Weltbild der Rechtsextremisten passen. Dieser Bedrohung von rechten Gruppierungen wollen und werden wir uns aber nicht beugen.
Wir beobachten einen langsam um sich greifenden Demokratieabbau.
Ein kleines Beispiel aus Hamburg. Während wir bei unserer ersten Menschenkette vor fünf Jahren noch plakatieren durften, wurde es nun von der zuständigen Hamburger Behörde untersagt. Warum darf in Form von Plakaten in Hamburg für eine Menschenkette nicht mehr geworben werden, die sich für die Demokratie und die Einhaltung des Grundgesetzes einsetzt? Ist das bereits vorauseilende Gehorsam? Ist das die schrittweise Anpassung an den von der AfD gewünschten Demokratieabbau? Die AfD – die gerne dann Veranstaltungen im Hamburger Rathaus durchführt, wenn Aktionen für Menschenrechte geplant sind, sorgt dann dafür, dass der Rathausplatz gesperrt wird. Nicht einmal mit einem OMAS GEGEN RECHTS Button durften wir ihn überqueren.
Den Dammbruch aber schaffte in dieser Woche Friedrich Merz, in dem er wortbrüchig wurde und bewusst mit Stimmen der AfD seinen Antrag zur Verschärfung der Migration im Bundestag durchbrachte. Wohl in der Annahme, so Wählerstimmen der AfD für sich zu gewinnen.
Dabei hat uns die Geschichte doch gelehrt, dass nicht die Kopie rechter Forderungen die Faschisten verhindert, sondern ausschließlich eine Politik, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.
Die Menschen in Hamburg und in Deutschland brauchen bezahlbaren Wohnraum, einen Mietendeckel. Sie müssen von ihrem Lohn und ihrer Rente ihren Lebensunterhalt bestreiten können, ohne zusätzliche Hilfen beantragen zu müssen. Die Lebensmittel müssen für alle bezahlbar sein. Unsere Enkel benötigen Kitas und gut ausgestattete Schulen und qualifizierte Erzieherinnen und Lehrer. Denn die Kinder sind unsere Zukunft. Und nur die Kinder.
Wir Frauen werden auch nicht zulassen, dass man uns in die 50er und 60er Jahre zurückdrängt. Von Frauendiskriminierung dieser Jahre haben wir Omas gegen Rechts uns in unserer Jugend mühsam befreit. Der Paragraf 218 gehört abgeschafft. Wir werden auch nicht zulassen, dass die Bürgergeldempfänger die berechtigten Forderungen finanzieren sollen. Die Umverteilung kann nur von oben nach unten erfolgen. Wir haben genug Milliardäre im Land. Menschenverachtende Umverteilung von unten nach oben kann nicht die Antwort sein.
Im Artikel 1 unseres Grundgesetzes heißt es, die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Das gilt für alle hier lebenden Menschen.
Liebe DemonstrationsteilnehmerInnen: Die letzten Tage haben gezeigt, dass wir für unser Grundgesetz zusammenstehen müssen, um weiteren Einfluss der AfD und rechtsorientierte Politiker anderer Parteien zu verhindern. Auf einen Friedrich Merz kann man sich diesbezüglich nicht verlassen.
Wir OMAS GEGEN RECHTS versprechen Euch, unseren Enkeln, wir werden nicht nachlassen, um die Demokratie, die Menschenrechte und die Menschenwürde in unserem Land für Euch zu erhalten und durchzusetzen.
Zum Abschluss lasst mich sagen: Wir OMAS GEGEN RECHTS in Hamburg, in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz, in Italien, in Polen und anderen europäischen Ländern, wir OMAS GEGEN RECHTS sind alt – aber nicht stumm!
Vielen Dank auch an Dörte – und mit diesem klaren Appell schließen wir den heutigen omapodcast.
Der Nächste ist bereits in Vorbereitung und wird sich mit der Didacta beschäftigen. Die Didacta ist die führende Fachmesse für das gesamte Bildungswesen, ein zentraler Treffpunkt für alles rund um Pädagogik, also ein wichtiger Faktor für die Bildung vor allem auch kommender Generationen. Und jetzt ratet mal, wer dort einen Stand bekommen hat – richtig, unsere Freunde von Rechtsaußen. Die Wogen schlagen hoch und wir haben dazu im nächsten Podcast mehr Informationen für Euch.
Bleibt dran, bleibt demokratisch und steht weiter auf gegen Rechts!
Alles Gute, Sandra für den omapodcast.de
und omasgegenrechts-nord.de
kontakt@omasgegenrechts-nord.de
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