<< zurück | Post ID # 1560 | 04.12.2019

Nachbericht zur Gegen-Demo zum AfD Bundesparteitag in Braunschweig am 30. November 2019

Ursula und ich starteten um 04.00h mit dem Bus der ver.di Jugend vom Bremer Hauptbahnhof und erreichten Braunschweig ca. 06.00h. Um 06.30h haben wir uns mit der Jugend der Linken und den Falken aus Bremerhaven und Bremen getroffen. Um 07.00h hatten wir uns zur Blockade an der Theodor-Heuss-Straße aufgestellt, es war wohl 0 Grad. Der gesamte Verlauf war friedlich und gut organisiert. Es war sofort erkennbar, dass die Jugendlichen demo-erfahren waren.

Gegen 08.00h war das erste ARD Fernsehteam da und begrüßte Ursula und mich, ob sie uns interviewen dürften. Und legten auch gleich los: “Was machen Sie hier?” und “Erwarten Sie hier in Kürze schwere Auseinandersetzungen?” Zum Glück waren die Sprechchöre der Jugendlichen so laut, dass wir eigentlich nicht zu verstehen waren. Mit solchen Fragen hatten wir nicht gerechnet!

Ca. eine halbe Stunde später erreichte uns unter gegenseitigem Jubel und Beifall die große Gruppe der IGM und diverser Verbände. Wir stellten uns in der Nähe des Lautsprecherwagens gegenüber der VW-Halle, eine richtige Bühne war von Behördenseite verboten worden, auf. Es gab sehr gute Moderation, Redebeiträge und gute Musik durch die Live Acts – nicht zu laut, dafür klar deutlich zu verstehen. Auch Unterhaltungen mit anderen TeilnehmerInnen war gut möglich.

Gegen 09.00h kamen eine OMA aus Saarbrücken, eine OMA aus Berlin und eine OMA aus Hannover zu uns. Während wir auf den Start der Demo warteten, kam ein AfD Delegierter und meinte uns fotografieren/filmen zu müssen und rief laut: “Das wird alles dokumentiert!” Sofort liefen viele Demo TeilnehmerInnen an die Absperrung, zückten ihrerseits die Handys und fotografierten/filmten ihn mit den Worten: “Genau! Das wird jetzt alles dokumentiert!” Die 3 Polizisten verhielten sich ruhig und machten keine Anstalten einzugreifen.

Nachdem Ursula und ich gut 5 Stunden gestanden und gewartet haben gings endlich los. Dann war auch der letzte Blockadeblock zu uns gestoßen.  Zwar langsam, aber wir mussten nicht mehr stehen.

Als der Demozug in Bewegung war, stießen wir auf andere OMAS: aus Bielefeld, Göttingen, Berlin und etliche Lüneburger OMAS. Wir liefen alle gemeinsam eine ordentliche Wegstrecke als Gruppe.

Bei einem Café am Straßenrand war für Ursula und mich Schluss. 5 Stunden stehen, teilweise bei 0 Grad bis die Sonne rauskam, forderten ihren Tribut – großen Tee bzw. großen Kaffee und Kuchen im Warmen.

Nach einem Anruf der ver.di Gruppe machten wir uns auf den Weg zurück zum Bus. Im Bus erfuhren wir, dass die Blockaden zwar nicht den AfD Bundesparteitag verhindern konnten, aber eine Verschiebung der Tagesordnung um ca. 3 Stunden bewirkte.

Das Ziel, der Parkplatz mit unserem Bus, schon fast vor Augen, kam ein Fahrradfahrer auf uns zu, bremste und stellte sich uns fast komplett in den Weg. Er lachte uns an und sagte: “Es gibt Euch OMAS ja wirklich. Wir kennen Euch nur aus den Medien. Aber dass Ihr hier ward — Ihr ward das Highlight der gesamten Demo!” Wir unterhielten uns kurz und erfuhren dabei, dass seine Mutter von den OMAS begeistert ist und es leider in Braunschweig noch keine OMA Gruppe gäbe. Somit wechselte auch ein Flyer von unserer Tasche in seine Tasche mit dem Hinweis, dass wir seiner Mutter und anderen Interessierten helfend zur Seite stehen. Der junge Mann fuhr kurz danach freudig nach Hause.

Fast auf dem Parkplatz angekommen, wurden wir von einem Autofahrer aggressiv angesprochen. Jetzt könnten wir demonstrieren, könnten uns zeigen und müssten uns nicht in einer Demo verstecken. Es war ein AfD-Abgeordneter. Er wollte uns noch fotografieren, fand aber seinen Fotoapparat nicht. Ich rief im zu: “Tja, dumm gelaufen!” Wir drehten uns um und gingen, hörten ihn dabei uns etliches nachrufen, wobei das Wort ‘Nazi’ mehrfach in einem Satz vorkam.

Fazit:

– Es ist sooo wichtig sich als OMA zu zeigen, auch und vielleicht vor allem in Regionen in denen es offensichtlich noch keine OMA Gruppe gibt.

– Diese Demo hat gezeigt, dass Interessierte an zukünftigen Demos ihre mobil Rufnummern austauschen sollten, damit schon frühzeitig ein OMA Block gebildet werden kann.

– Diese Demo mit Blockade aller Zufahrten für die AfD Abgeordneten hatte die Delegierten wohl doch nicht kalt gelassen, mussten sie doch mit Sack und Pack gut 2 km laufen und sich dabei auch noch unseren Unmut anhören

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